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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Reaktionen der Umwelt auf Eure kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

30.01.2011 14:44
Wieder einmal in Basel Zitat · Antworten

Samstag, 29.1.2011: An diesem Tag fand abends im Saalbau „Rhypark“ in Basel der Vortag „In 511 Tagen um die zu Fuß um die Welt“ von Peter Egger aus Aarwangen (Kanton Bern) statt. Da wollte ich hin. Da aber für diesen Tag lediglich Temperaturen um den Gefrierpunkt angekündigt wurden, benutzte ich nicht das Velo für die Anfahrt von Zofingen, sondern öffentliche Verkehrsmittel. Für eine Rückfahrt nach dem Vortrag wäre es ohnehin zu spät gewesen, und einen Schlafsack zum Übernachten wollte ich auch nicht mitnehmen. Wenn es tagsüber +12°C gewesen wäre und nachts nicht unter +4°C gesunken wäre, wäre ich bei trockenem Wetter glatt am Samsatag mit dem Velo nach Basel gefahren, hätte irgendwo im Schlafsack übernachtet und wäre sonntags zurückgeradelt.

Somit beschränkte sich mein Radfahren auf dem Weg zum Zofinger Bahnhof, von wo um 6.13 Uhr mein Zug abfuhr. Zufällig wollte auch ein Arbeitskollege von mir (in der Hierarchie auch gleicher Ebene wie mein direkter Vorgesetzter, beide rapportieren an denselben Menschen (und alle drei sind Deutsche, die auch Deutsche bleiben wollen anstatt wie ich Schweizer zu werden) mit dem selben Zug fahren, er befand sich auf dem Weg nach Frankfurt, von wo er in die USA fliegen wollte, unter anderem zu einem geschäftlichen Termin. Daß ich barfuß und in kurzen Hosen mit dem Zug fuhr, überraschte ihn genauso wenig wie es die Leser in diesem Forum überrascht. Er selber läuft auch immer Sommer nie an „ungewöhnlichen“ Orten barfuß, kurze Hosen trägt er aber schon in der Freizeit. Allerdings gehört er eher zu den Leuten, die das Tragen von kurzen Hosen auf bestimmte Jahreszeiten beschränken würden (sprich: nur dann, wenn er selber auch welche tragen würde). So findet er es gar nicht gut, daß ein Schweizer oder deutscher Polizist einem Menschen, der im tiefsten Winter barfuß oder in kurzen Hosen angetroffen wird, keine Buße abknüpfen kann.

Im Zug bis Olten und hinterher im Zug bis Basel saßen wir zusammen (es hätte ihm ja auch peinlich sein können), dann trennten sich unsere Wege. Mit dem gelben „Elfer“ fuhr ich weiter zur Haltestelle „Mülhauser Straße“, um dann zu Fuß zum Saalbau zu gehen, wo am Abend der Vortag stattfinden würde. Im Dunkeln war er (bzw. die Hausnummer) gar nicht so einfach zu finden. Wie schön, daß ich am Tag zuvor noch einmal im Internet nachgesehen hatte, denn ursprünglich hätte der Vortrag im Volkshaus stattfinden sollen (diese Örtlichkeit hatte ich bereits bei meiner letzten Velotour nach Basel inspiziert, um ja den Weg zu finden), mußte aber wegen Doppelbelegung verlegt werden (ähnlich wie Martls Vortrag „Barfuß über die Alpen“ von der Stadthalle in Schopfheim-Kernstadt in die Festhalle in Schopfheim-Fahrnau, damals wegen eines Brandschadens). Dann inspizierte ich den Weg zur noch näher gelegenen Haltestelle „Novartis Campus“ der Linie 1. Vereinzelt gab es Glasscherben auf den Wegen, speziell die Treppe vom Rheinufer nach oben westlich der Dreirosenbrücke. Unmittelbar daneben schloß sich ein eingezäuntes Trümmergelände an, wo alte Hafenanlagen dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Mit Offtopic-Fahrzeugen fuhr ich via Messeplatz nach Bottmingen, um von dort zu Fuß zum Wasserturm und weiter zur Wolfsschlucht zu gehen. Der Boden war noch recht kalt, barfuß über den Rasen zu gehen brachte überhaupt keinen Spaß, da der Boden steinhart und nicht gerade eben gefroren war. Also ging ich auf dem Asphalt. Splitt lag hier kaum noch! Mit dem nächsten Tram fuhr ich von der Haltestelle Wolfsschlucht hinunter in die Stadt, blieb aber im Tram sitzen, so daß ich wieder durch die kurvenreiche Wolfsschlucht (diesmal die ganze) hochfuhr und via Bruderholz und Jakobsberg ebenso kurvenreich wieder hinunter (Bergbahnfeeling im Basler Tram).

An der Haltestelle Barfüßerplatz stieg ich aus und ging zum Münster, das allerdings noch nicht offen hatte. Also ging ich noch durch ein paar Straßen, kehrte zum Münster zurück und trat ein. Anders als in der Münchner Frauenkirche hinderte mich kein geschniegelter und gebügelter, papsthöriger Domschweizer am Betreten der heiligen Hallen wegen unpassender Kleidung. Auch gab es keinen Ärger mit mondgesichtigen Bauarbeitern wie im Freisinger Dom. Und anders als in manchen Kirchen in der ehemaligen DDR kostete es auch keinen Eintritt. So kam ich ungehindert ins Münster und spürte den Sandsteinboden unter den Füßen, die beim Gehen (anders als die Absätze der fett beschuhten Kirchenbesucher) keine Geräusche machten. Ein Bild fiel mir auf: ein barfüßiger Armer in einer Art ¾-Hosen erhielt von einem gut gekleideten und fett bestiefelten Mann ein Almosen. Barfuß = Armut.

Ich verließ die Kirche und ging weiter Kinder machten große Glotzaugen. Ich schritt über die Mittlere Brücke, ging am Rheinufer flußaufwärts. Auch der Fährmann, der sein „oberleitungsgebundenes“ 0rad unterhalb des Münster über den Fluß lenkte, war diesmal fett beschuht. Ich wurden auch von einem Paar angesprochen. Beide sahen es positiv und wünschten mir viel Spaß. Bevor ich beim Kraftwerk Birsfelden den Rhein überquerte, ging ich noch ein Stück auf einer Straße, an der immer noch die Masten standen, die heute nutzlos sind und darauf hindeuten, daß es auch in Basel mal Offtopic-Fahrzeuge gab, die zwar oberleitungsbebunden, jedoch nicht schienengebunden, sondern begummischuht waren.

Am anderen Ufer ging ich zurück nach Basel, wobei ich auch den Barfußpfad Birsfelden benutzte. Von einem Jogger kam die berühmt-berüchtigte K-Frage. In Basel angekommen, war ich wieder reich für ein Offtopic-Fahrzeug der schienengebundenen Art. Von der Heuwaage fuhr ich mit dem 10er nach „Binningen HB“, ging hinauf zum Kronenplatz und fuhr mit dem 4er weiter. Irgendwann gelangte ich nach Allschwil, von wo ich einen Wanderweg ging, der jedoch an einem Schießplatz abgesperrt war. Ich ging einen anderen Weg zurück. Ich kam an deiner Gruppe vorbei (Pfadigruppe?), wo meine „Zofinger Hotpants“ die Worte auslösten: „Badehosen sind hier verboten!“ Dann die K-Frage. Und erst jetzt fiel auf, daß ich nicht einmal Schuhe an hatte. Einer fragte: „Sind Sie so arm, daß Sie kein Geld für Schuhe haben?“ Ich antwortete: „Ich habe Geld für Schuhe, ich habe auch Schuhe, aber ich trage nicht gerne Schuhe!“ Einer fragte: „Tragen Sie auch im Zug und im Flugzeug keine Schuhe?“ „Ich bin heute mit dem Zug gekommen und mit dem Tram bis Allschwil. Dazu brauche ich wirklich keine Schuhe!“ Ich ging weiter, das Gras neben dem Weg war angenehm begehbar, da der Boden nicht mehr gefroren war.

Weiter ging es mit dem Tram. Mit Umweg über Birsfelden gelangte ich zum Barfüßerplatz, von wo ich ein letztes Mal meine Runde machen wollte, bevor ich mich zum Saalbau begab. Diesmal führte mein Weg bis zu den Messehallen und wieder zurück. Dort begegnete ich vielen sehr festlich gekleideten Menschen. Manche rümpften die Nase, als sie mich sahen. Zwischen Messeplatz und Claraplatz kam mir ein Velofahrer entgegen, und zwar ohne Licht (in der Schweiz alles andere als ungewöhnlich). Zwei Polizisten, die ich erst jetzt bemerkte, hielten ihn an. Die Worte konnte ich nicht verstehen, glaubte jedoch, daß es sich ums Velolicht handelte. Ich ging weiter. Als ich etwa 10 Meter vor denen war, sah plötzlich einer der Bullen in meine Richtung und rief: „Hallo!“ Das hatte gerade noch gefehlt! Sofort drehte ich mich um und rannte weg. Kurze Zeit später vernahm ich ein lautes „Halt!“ Ich rannte weiter, denn ich glaubte nicht, daß in dieser menschenreichen Stadt ein Polizist zur Schußwaffe greift, um mich an der Flucht zu hindern. Möglicherweise galt das „halt“ auch gar nicht mir, sondern dem Velofahrer, der die Gunst der Stunde um sich vor eine Buße zu drücken. Zumindest radelte er wie ein Wilder an mir vorbei und rief:“Toll gemacht!“

Kurz bevor ein Tram vorbei fuhr, rannte ich über die Straße, um in eine Seitenstraße einzubiegen. Vielleicht haben das die Bullen nicht mitbekommen, da das Tram die Sicht versperrt hatte. Über Nebenstraßen kam ich zur Mittleren Brücke, überquerte sie und ging via Freiestraße zur Barfüßerplatz, wo ich in einen abfahrbereiten 8er sprang, der mich zur Haltestelle 3rosenbrücke brachte. 3 Minuten später würde mich der 1er eine Haltestelle weiter zum Ziel bringen. Im Saal war ich sicher vor dem massiv unterbeschäftigten und massiv überbezahlten uniformierten Abschaum des Kantons Basel-Stadt. Ich freute mich, daß ich den Beamten so um die Buße des nicht beleuchteten Radfahrers gebracht habe, dabei finde ich es selbst unverantwortlich, ohne Licht Velo zu fahren.

Nach dem Vortrag ging eigentlich alles nach Plan, günstige Anschlüsse, keinen Kontrollen usw. In Olten sah ich übrigens den einzigen Menschen, der zumindest in ein Forum passen würde. Es war ein ca. 70jähriger Mann mit Schottenrock. Ebenso trug er eine Schottenmütze und eine Trommel. Ich vermute mal, daß es sich um keinen Schotten handelte, sondern um einen Schweizer, der in einer als Schotten verkleideten Musikgruppe spielte und nun von einer Veranstaltung nach Hause fuhr. Seine Beine waren übrigens deutlich weißer als meine, und ebenso war der unbedeckte Teil der Beine deutlich kleiner als bei mir, da einerseits der Kilt länger war als meine Zofinger Hotpants, andererseits auch seine Kniestrümpfe länger waren als meine nicht vorhandenen Strümpfe. Ach ja, Schuhe trug er auch!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

http://www.olalei.ch

AllgaeuYeti Offline




Beiträge: 62

30.01.2011 18:22
#2 Wilde Verfolgungs-Jagd der Polizei gegen einen Velo-Verkehrssünder und einen Winter-Hotpants-Barfüsser Zitat · Antworten

Zitat von Michael aus Zofingen
...
Zwischen Messeplatz und Claraplatz kam mir ein Velofahrer entgegen, und zwar ohne Licht (in der Schweiz alles andere als ungewöhnlich). Zwei Polizisten, die ich erst jetzt bemerkte, hielten ihn an. Die Worte konnte ich nicht verstehen, glaubte jedoch, daß es sich ums Velolicht handelte. Ich ging weiter. Als ich etwa 10 Meter vor denen war, sah plötzlich einer der Bullen in meine Richtung und rief: „Hallo!“ Das hatte gerade noch gefehlt! Sofort drehte ich mich um und rannte weg. Kurze Zeit später vernahm ich ein lautes „Halt!“ Ich rannte weiter, denn ich glaubte nicht, daß in dieser menschenreichen Stadt ein Polizist zur Schußwaffe greift, um mich an der Flucht zu hindern. Möglicherweise galt das „halt“ auch gar nicht mir, sondern dem Velofahrer, der die Gunst der Stunde um sich vor eine Buße zu drücken. Zumindest radelte er wie ein Wilder an mir vorbei und rief:“Toll gemacht!“

Kurz bevor ein Tram vorbei fuhr, rannte ich über die Straße, um in eine Seitenstraße einzubiegen. Vielleicht haben das die Bullen nicht mitbekommen, da das Tram die Sicht versperrt hatte. Über Nebenstraßen kam ich zur Mittleren Brücke, überquerte sie und ging via Freiestraße zur Barfüßerplatz, wo ich in einen abfahrbereiten 8er sprang, der mich zur Haltestelle 3rosenbrücke brachte. 3 Minuten später würde mich der 1er eine Haltestelle weiter zum Ziel bringen. Im Saal war ich sicher vor dem massiv unterbeschäftigten und massiv überbezahlten uniformierten Abschaum des Kantons Basel-Stadt. Ich freute mich, daß ich den Beamten so um die Buße des nicht beleuchteten Radfahrers gebracht habe, dabei finde ich es selbst unverantwortlich, ohne Licht Velo zu fahren.
...



Hallo Michael,

also über den von mir zitierten Teil Deiner Geschichte könnte ich mich kringeln vor Lachen! Das war ja echt Filmreif für einen Krimi!

Gab es da nicht vor Jahrzehnten mal eine Krimiserie "In den Straßen von San Franzisco"? Die schaute ich mir gerne an - die spektakulären Auto-Verfolgungsjagten wo die Polizeiwagen den Verbrecher-Autos hinterherjagten mit viel verbeultem Blech, umgefahrenben Mülltonnen und Marktständen, Auto-Überschlägen und so weiter haben mir einfach gefallen.

Mit diesem Action-Film-Bild vor Augen stelle ich mir die Baseler Verfolgungsjagd durch diese unterbeschäftigten und überbezahlten Gesetzeshüter vor! Gut dass Du davongerannt bist - die hätten Dich sonst noch vorläufig festgenommen und Du hättest deswegen noch den interessanten Vortrag am Abend versäumt.

Würde Deutschland oder die Schweiz jemals zu so einem TERROR-POLIZEISTAAT degenerieren, dass es für Barfuss und/oder kurze Hose im Winter offiziell ein Bussgeld gibt (Gott bewahre uns davor!!!!!), dann hoffe ich doch, dass Du bei so einem Horror-Szenario genug Zivilcourage hättest, Deine Minimal-Bekleidung auch illegal aus zu leben. Denn wie Du erflgreich vor der Polizei davonrennen kannst, hast Du ja da in Basel bewiesen.

Amüsierte und auch kämpferische Barfuss-Halbnackt-Grüße,

Karl Heinz Haidlas

PS: Dir heute "Barfuss-Halbnackt-Grüße" zu senden ist zugegebener Maßen von mir gehochstapelt. Denn heute war bei deutlichen Frosttemperaturen dieser verweichlichte Möchtegern-Yeti gut verpackt. Bei meinem heutigen Trainings-Aufstieg auf denn Mittag hatte ich Pullover, lange Jacke, Socken und Schuhe an - nur die Hose war kurz, aber nicht so kurz wie eine Zofinger Hot-Pants.

HomePage: http://www.allgaeuyeti.de/

ledershorts Offline




Beiträge: 623

31.01.2011 16:08
#3 RE: Wilde Verfolgungs-Jagd der Polizei gegen einen Velo-Verkehrssünder und einen Winter-Hotpants-Barfüsser Zitat · Antworten

Pruust wirklich eine tolle Geschichte.

Wobei man sich natürlich auch langbehost nicht wundern dürfte, dass Polizisten einen verfolgen, sobald man bei ihrem Anlick Reißaus nimmt. Das macht einen ja unbesehen verdächtig. Dann noch nackte Beine im Winter - da vermuten die schlicht einen Sittenstrolch.

Ihr habt doch in der Schweiz so schöne Volksbegehren und -abstimmungen. Wär das nicht mal was für eine Eingabe: Kurze-Hosen-Uniformen für alle Schweizer Polizisten, und zwar ganzjährig?

Dann hat das schnell ein Ende mit deiner Diskriminierung.

Peter Pan Offline



Beiträge: 913

31.01.2011 16:20
#4 RE: Wilde Verfolgungs-Jagd der Polizei gegen einen Velo-Verkehrssünder und einen Winter-Hotpants-Barfüsser Zitat · Antworten

[quote="ledershorts"]

Zitat Ihr habt doch in der Schweiz so schöne Volksbegehren und -abstimmungen. Wär das nicht mal was für eine Eingabe: Kurze-Hosen-Uniformen für alle Schweizer Polizisten, und zwar ganzjährig?


Tolle Idee!!!!
Da würde ich s o f o r t mitunterschreiben!!

ledershorts Offline




Beiträge: 623

02.02.2011 00:43
#5 RE: Wilde Verfolgungs-Jagd der Polizei gegen einen Velo-Verkehrssünder und einen Winter-Hotpants-Barfüsser Zitat · Antworten

Das würde die Beamten auch erkennbar menschlicher wirken lassen.

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