Ätsch - die Überschrift war nur Verarschung, um eure Aufmerksamkeit zu wecken.

In Wahrheit geht es mir um etwas Grundsätzliches:

Also, ich will hier mal zwei Sachen aufschreiben, die mich am Forum bzw. seinen Themen ein wenig irritieren:

Ich betrachte die Möglichkeit, kurze Hosen zu tragen (wie natürlich auch das Barfußlaufen – siehe anderes Forum) als Möglichkeit, meine Freiheiten über real oder vermeintlich vorgestanzte Normen hinaus zu erweitern, ja, hin und wieder auch Normen zu verletzen. Ohne Dehnung und Verletzung von Normen wird es nie Fortschritt geben, ohne das Verursachen von Stirnrunzeln werden wir immer im Vorgegebenen verharren.

Die ersten Frauen, die Hosen trugen, wurden beschimpft. Ohne sie müssten Frauen noch heute lange Röcke tragen.
Das natürliche Baden (vulgo: Nacktbaden) wäre heute nicht an jedem beliebigen Wasser möglich ohne jene, die norm- und vorschriftenverletzend in ihrer Überzeugung, dass der natürliche Mensch weder Belästigung noch Bedrohung darstellt, in Konflikt zu den moralingesteuerten Mitbürgern gegangen sind.
Ich sehe dieses Forum als Plattform des Erfahrungsaustauschs darüber, wie man im Bestreben vorankommt, das Tragen von kurzen Hosen in der Gesellschaft akzeptiert werden zu lassen auch dort, wo diese gemeinhin nicht damit rechnet.

Dies betrifft sowohl Zeiten (z.B. Jahreszeiten) wie auch Gelegenheiten (Konzert, Kirche, Restaurant etc.).
Das heißt, hier sollten sich die versammeln und austauschen, die WEG wollen von normierten Vorschriften und Erwartungen, die WEG wollen vom kopfschüttelnden „So geht das aber nicht!“ und „Wie kann der so rumlaufen?“.
Hier sollte ein Sammelbecken entstehen, die, wie ich oben schrieb, Normen dehnen und sprengen wollen.
Und was passiert? Der größte Teil des Austausches dreht sich um Sachen wie: „Ist das so elegant?“- „Was passt zu jener Hosenlänge?“ – „Wie sieht das denn aus? Das ist doch Scheiße!“ – Wie lang darf die Hose sein, um noch akzeptiert zu werden?“ – „Was für Socken darf man zu Bermudas tragen?“ – „Barfuß zu kurzen Hosen? Das geht ja nun gar nicht – höchstens am Strand!“ – „Trägt man das Hemd zum Gürtel eher in der Hose oder besser darüber? Ist so ein Gürtel nicht elegant?“
Usw. usw. usw. usw. usw. usw……..

HALLOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO?
Ist da noch jemand?
Das darf doch wohl nicht wahr sein!

Wir beanspruchen für uns, der Gesellschaft, die vorwiegend lange Hosen zur Norm erklärt hat und diese auch hier und da einfordert, ganz selbstverständlich mit unserer unverrückbaren Haltung auf den Keks zu gehen, und wir selbst haben nichts anderes zu tun, als selbst sofort für uns und für andere neue Normen zu etablieren????????
Ich finde es zum Kotzen, wenn Leute hier tönen: „So kann man doch nicht rumlaufen!“ und selbst von ALLEN anderen erwarten, so akzeptiert zu werden, wie WIR rumlaufen wollen. Zitat: „Darum müssen wir kämpfen!“ Wohlgemerkt: Gemeint war hier nicht, darum zu kämpfen, dass jeder sich so kleiden und geben kann, wie er will, sondern darum zu kämpfen, dass alle anderen unser Modevorstellungen für sich selbst übernehmen.

MODE?????
MODE?????
MODE?????

Den Begriff Mode habe ich aus meinem aktiven Wortschatz gestrichen. Er hat nichts zu suchen bei Leuten, die gegen den gängigen Modebegriff anzugehen vorgeben. Ich ersetze doch nicht ein Übel durch ein neues!!!!!!
Sonst verspiele ich JEDES Recht, mich gegen eine Mode zu wehren, die z.B. wieder mal mit Schlaghosen mit Aufschlag als Muss für die Gesellschaftsfähigkeit aufwartet.

Ja, und der zweite Punkt, der mich irritiert:
Hier wird zum großen Teil aus dem Tragen von kurzen Hosen ein Leistungssport gemacht. Sogar in die Signatur soll man neuerdings eintragen, ab wieviel Grad man kurze Hosen trägt. Okay, das kam von Lukas, aber andere beschäftigen sich auch mit Zeug wie „Ein richtiger Kurzehosenträger ist ganzjährig in kurz unterwegs.“
Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Ich trage kurze Hosen, WEIL ich mich darin wohl fühle. Und das bedingt unausweichlich: Ich trage kurze Hosen, WENN ich mich darin wohl fühle. Wenn mir zu kalt ist, ziehe ich lange an. Und wenns sein muss, auch einen Pelzmantel.

Ja, Herrschaften, ist das hier ein Wettbewerb???

Da wird uns ein User als „Wahres und einziges Vorbild“ vorgeführt. Vorbild wofür?

Ich bin in der glücklichen Lage, dass mir barfuß auch große Kälte nichts ausmacht. Ich laufe auch bei minus 20 Grad barfuß rum, ich habe bei minus 12 Grad vor der Kirche im Schnee ein ganzes Weihnachtskonzert gespielt. Aber das ist mein persönliches Glück! Würde ich arg frieren, dann würde ich selbstverständlich Schuhe anziehen. Und ich bin der allerletzte, der auf andere herabschaut, weil sie bei niedrigen Temperaturen in warme Schuhe schlüpfen.

Aber es geht ja auch bei den Hosen gar nicht nur um Temperaturen: Da werde Leute als Weicheier beschimpft, weil sie nicht in kurzen Hosen auf den Tanzball ihrer Tochter gehen. Verdammt noch mal, da muss doch jeder für sich selbst seine Wertigkeiten und Prioritäten festlegen können!
Wenn meine Tochter todunglücklich ist, wenn ich barfuß und in kurzen Hosen auf ihren Abschlussball gehe, und wenn ich sie nicht verletzen möchte, dann trage ich Anzug, Krawatte (oder Fliege) und fein geputzte Schuhe. Das zögere ich keine Sekunde! Ja, da scheiße ich auf Werturteile irgendwelcher Ganzjahres-Kurze-Hosen-Träger.
(Ich war übrigens bis zu einem schweren Unfall lange Jahre Turniertänzer. Ich weiß wovon ich rede.)

Und wenn es heißt „Gehst du in kurzen Hosen zum Bewerbungsgespräch oder ziehst du den Schwanz ein?“, dann ist das für mich eine unverschämte Bewertung sondergleichen. Die Unterstellung: „Wenn dir der Job wichtiger ist als die kurze Hose, dann bist du ein Weichei“ ist atemberaubend.

Nicht dass ich falsch verstanden werde:
Natürlich sind gerade die Grenzfälle besonders interessant und beredenswert.
Und natürlich sind wir hier ja auch und gerade zusammen zum Austausch über Fragen wie „Was geht noch und was eher nicht?“
Und klar kann, darf und SOLL jeder auch zu Fragen seines persönlichen Geschmacks Stellung beziehen. Das tu ich auch (ich hasse Bermudas – für mich!).

Aber störend wird es eben dann, wenn jemand seinen persönlichen Geschmack zur Richtschnur erheben und als verbindlichen Standard deklarieren will.
Ich für mein Teil erwarte mir hier Tips und Erfahrungen im Umgang mit anderen – gerade mit jenen, die mit meinem Stil hin und wieder Probleme haben. Ich runzle eben nicht die Stirn, wenn jemand eine andere Auffassung von Bekleidungsstil hat als ich und diesen auch lebt. Natürlich würde ich mich amüsieren, wenn jemand plötzlich mit Pluderhosen, Netzhemd und Stöckelschuhen sowie Federbusch auf dem Kopf rumläuft. Aber ich würde nicht über ihn herziehen, ich würde ihn gern gewähren lassen. Denn ich erwarte eben auch von jedem anderen, dass er eben nicht in meine Richtung losprollt: „Wie kann man nur so rumlaufen?“

Daran zu arbeiten sehe ich als Ziel dieses Forums.

Und natürlich darf und soll der Spaß auch nicht zu kurz kommen.

Ich freue mich auf Antworten, Anregungen und natürlich auch Kritik zu meinen Gedanken.

Grüße

Der Zausel

Hallo Zausel,

Erstmal: Der Bohlen interessiert mich grundsätzlich eher weniger, aber Neugier ist geweckt.

Ich sehe das so wie du, man muß ein gesundes Mittelmaß finden was das Tragen kurzer Hosen angeht. Ich hasse es auch bei 25° in Lang rum laufen zu müssen, aber in gewissen Situationen MUSS es eben sein, da hilft nichts. Wenn ich als Vertreter meiner Abteilung mit immerhin 3200 Leuten irgendwo zu einem Meeting geladen werde, sind kurze Hosen tabu, genauso wie auf dem Abi-Ball meiner Tochter. Ich werde und muss es überleben.

Es steht hier auch im Kopftext oben, dass hier alle Leute willkommen sind, die kurze Hose tragen, auch die bei wärmeren Temperaturen, bei kalten ist natürlich außergewöhnlich und seltener.

Ich kann mir vorstellen, dass im Barfussforum auch Leute sind, die im Winter lieber Schuhe tragen und trotzdem dort verteten sind.

Zausel, ich sehe das sehr ähnlich wie du.

Mir geht es auch - wie überall, wo ich aktiv bin - um Freiheit und Toleranz: Keine unnötigen Vorschriften - weder von aussen (die vielgeschmähten angeblichen Modezaren), aber auch nicht von innen (auch hier soll keiner sich zum Geschmacksdiktator aufspielen).

Darum finde ich es auch falsch, Leute auszugrenzen, die nicht in kurzen Hosen durch den Schnee wandern wollen. Wer das will (wie ich), soll das tun dürfen. Wer das nicht will, soll das nicht müssen.

Diese Toleranz und Freiheitsforderung ist übertragbar auf andere Lebensbereiche. Also mit anderen Inhalten zu füllen. Darum gilt für mich auch: Wer lange Hosen tragen will, soll das auch dürfen. Auch im Sommer. Und wer Ganzkörperbadeanzüge tragen will, soll das auch dürfen. So wie ich bitteschön möchte, dass ich ohne Badebekleidung schwimmen darf.

Was uns eint, ist, dass wir kurze Hosen mögen - und zwar etwas (oder viel) mehr als andere Menschen, so dass wir oft ein wenig anecken mit unseren nackten Beinen. Und eben oft die einzigen sind, die kurze Hosen anhaben. Da ist es schön zu wissen, dass man doch nicht ganz alleine ist. Dafür schätze ich das Forum: dass ihr anderen mir Mut macht, zu meiner Vorliebe für kurze Hosen zu stehen.

Was ich unnötig finde, ist, wenn wir uns selbst zerfleischen. Natürlich sind wir nicht in allen Dingen derselben Meinung. Das wäre ja auch langweilig. Aber forumsinterne Toleranz sollten wir durchaus üben.

Zausel schrieb:Shior

Natürlich sind gerade die Grenzfälle besonders interessant und beredenswert.
Und natürlich sind wir hier ja auch und gerade zusammen zum Austausch über Fragen wie „Was geht noch und was eher nicht?“
Und klar kann, darf und SOLL jeder auch zu Fragen seines persönlichen Geschmacks Stellung beziehen. Das tu ich auch (ich hasse Bermudas – für mich!).

Aber störend wird es eben dann, wenn jemand seinen persönlichen Geschmack zur Richtschnur erheben und als verbindlichen Standard deklarieren will.
Ich für mein Teil erwarte mir hier Tips und Erfahrungen im Umgang mit anderen – gerade mit jenen, die mit meinem Stil hin und wieder Probleme haben. Ich runzle eben nicht die Stirn, wenn jemand eine andere Auffassung von Bekleidungsstil hat als ich und diesen auch lebt. Natürlich würde ich mich amüsieren, wenn jemand plötzlich mit Pluderhosen, Netzhemd und Stöckelschuhen sowie Federbusch auf dem Kopf rumläuft. Aber ich würde nicht über ihn herziehen, ich würde ihn gern gewähren lassen. Denn ich erwarte eben auch von jedem anderen, dass er eben nicht in meine Richtung losprollt: „Wie kann man nur so rumlaufen?“

Daran zu arbeiten sehe ich als Ziel dieses Forums.

Und natürlich darf und soll der Spaß auch nicht zu kurz kommen.

Ich freue mich auf Antworten, Anregungen und natürlich auch Kritik zu meinen Gedanken




Liegt diese Frage im falschen Thread oder warum gibt es dazu erst 2 Meinungen? Ich bin der gleichen Meinung wie diese beiden Kumpels Jürgen