Letzten Dienstag gab es um 19 Uhr eine Veranstaltung der „Postfinance“ (dem Schweizerischen Pendant der Postbank in Deutschland) zum Thema „Erben und Vererben“, zu dem ich als guter Postfinance-Kunde eingeladen war. Schon lange hatte ich zugesagt, befürchtete allerdings, daß ich wegen eines Kundenbesuches diesen Termin nicht wahrnehmen konnte. Die Veranstaltung fand auch nicht in Zofingen statt, sondern in Olten im Hotel Arte. Endlich um 18.10 Uhr verschwand der Kunde, so daß noch Zeit war, direkt vom Arbeitsplatz nach Olten zu radeln. Da der Kunde selber überwiegend im Labor war und ich auch selber unter Aufsicht des Kunden im Labor arbeitete, hatte ich meine blauen Arbeitshosen an.
Also runter in den Umkleideraum, die fetten Schuhe ausgezogen, die blaue Arbeitshose in den Spind gepfeffert, die kurze Hose angezogen und die Flipflops übergestriffen, um so das Werksgelände zu verlassen. Und am Velostand verschwanden meine Flipflops in der Packtasche, denn mit denen kann ich längst nicht so gut Velo fahren wie barfuß (die Jacke war auch in der Packtasche, aber zum Anziehen war es (mir) nicht kalt genug. So erreichte ich das Hotel Arte in Olten. Zum Anziehen der Flipflops fehlte mir die Zeit, also ging ich barfuß ins Hotel. Als ich am Empfang nach dem entsprechenden Raum fragte, wo die Veranstaltung stattfinden würde, erhielt ich höflich Antwort. Auch von den „Postverantwortlichen“ gab es keine negativen Bemerkungen oder auch nur hochgezogene Augenbrauen. Lediglich im Saal hörte ich eine Frauenstimme: „Kurze Hosen im November – und barfuß“. Auch beim Apero sagte niemand etwas. Ein Arbeitskollege, mit dem ich eigentlich nie was zu tun habe, den ich allerdings noch aus einer Zeit kenne, als es noch Firmensport in der Mittagspause gab, sagte nur: „Du bist sicher mit dem Velo gekommen.“
Überrascht es, wenn man als barfüßiger und bekurzhoster guter Bankkunde genauso anständig von Bankvertretern behandelt wird wie ein „ordentlich“ bekleideter und beschuhter Mensch? Nein! Denn die Bank ist am Geld des Kunden interessiert. Sie hat somit keinerlei Interesse, daß man stattdessen das Geld beim Schuster oder Schneider läßt.
Gegen 21.30 Uhr verließ ich Olten, so wie ich dort angekommen war: Barfuß, in kurzen Hosen und ohne Jacke. Und selbstverständlich auch ohne Mütze.
Dazu fällt mir eine Geschichte aus der Jugend meiner Mutter ein. Sie wollte meinem Vater einst in einem chicken Geschäft einen Anzug kaufen. Dort ist sie in kurzen Jeans und T-Shirt angetreten (es war Hochsommer). Der erste Verkäufer wollte sie rausschmeißen, aber dann kam der Ladenbesitzer, der sie persönlich beraten hat. Und zwar so wie er jeden Kunden berät. Egal wie arm oder reich er in diesem Moment aussieht^^
Der Kunde ist eben nicht immer und überall König...
Mal kurz OT: Vielleicht solltest du mal in der Bildergalerie als Kontrast zu unseren kurzen Hosen Bilder von Dir und deinen kurzen Röcken einstellen falls du Lust hast. Sowas haben wir ja noch nicht. Wäre ja schön, wenn noch mehr Frauen her finden würden.
Lukas beklagt sich ständig, dass Frauen eher Bein zeigen "dürfen" als Männer. Da ist was dran.
Auf jeden Fall dürfte das mit ein Grund sein, warum hier (noch) mehr Männer mitmachen. Für Frauen ist das Tragen kurzer Hosen oder Röcke eine Selbstverständlichkeit. (Wobei dieses Forum trotzdem auch für Frauen interessant sein dürfte, da es, gestaffelt, eine gewisse Lebenshaltung zum Ausdruck bringt.)
Trotzdem belegt Jules (interessante) Schilderung, dass die Situation vor (mutmaßlich) vierzig oder fünfundvierzig Jahren auch für Frauen eine andere war.