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 Reaktionen der Umwelt auf Eure kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

06.03.2010 12:55
Unterwegs mit der "Happy-Birthday-Tageskarte" Zitat · Antworten

Guten Tag,

schönen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstag. Ich habe an diesem Tag frei genommen und ihn in vollen Zügen genossen. Denn bei den Schweizer Bahnen gibt es dieses Jahr die „Happy-Birthday-Tageskarte“, mit der man am Geburtstag für 33 Sfr bei Schweizer Verkehrsunternehmen herumfahren kann. Die Leute, die am 29. Februar Geburtstag haben, dürfen sogar am 28.2. oder am 1.3. fahren, da dieses Jahr kein Schaltjahr ist. Und richtig genießen kann ich so eine Fahrt auch nur, wenn ich Kleidung trage, die ich auch gerne trage (und Krawatte, Mütze, lange Hose und Schuhe gehören definitiv nicht).

Bei Temperaturen um +2°C radelte ich barfuß und in kurzen Hosen zum Zofinger Bahnhof, um mir eine Fahrkarte aus dem Automaten zu lösen. Beim Eintippen der gewünschten Fahrkarte erschien (ohne daß ich Geld eingeworfen hatte) ein Ausdruck mit den Worten: „Es besteht keine Verbindung mit dem Zentralcomputer. Das gewählte Angebot konnte nicht ausgegeben werden. Mit diesem Beleg können Sie im Zug einen Fahrausweis ohne Zuschuss erwerben. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“

Also um 5.43 Uhr unbefahrkartet mit dem RE nach Olten, in dem kein Billeteur war. Dann durch den Oltener Bahnhof auf einen Bahnsteig, der gerade eine Baustelle war. Einige Bauarbeiter starrten mich an. Weiter um 5.57 Uhr mit dem Intercity Richtung Zürich. Es ist ein unschönes Gefühl, ohne Fahrkarte mit einem Zug zu fahren. In Fällen wie diesen ist man verpflichtet, aktiv einen Schaffner aufzusuchen, um nicht verdächtigt zu werden, ein Schwarzfahrer zu sein. Also ging ich auch durch den Zug und hörte Worte wie „im falschen Film“. Was würde der Schaffner sagen?

Endlich fand ich ihn und erzählte im von dem Mißgeschick am Automaten. Er versuchte, mir die gewünschte nicht alltägliche Happy-Birthday-Tageskarte zu verkaufen, mußte aber feststellen, daß es mit seinem tragbaren Gerät nicht ginge. Also bat er mich, mich am nächsten Bahnhof zum Schalter zu gehen und dort die Fahrkarte zu erwerben. Zu meinen nackten Füßen und Beinen sagte er – nichts!

Etwas mulmig war mir aber doch, nicht wegen meiner nicht allzu winterlichen Aufmachung, sondern weil ich befürchtete, deswegen den Anschlußzug zu verpassen. Würden 9 Minuten Übergangszeit in Zürich langen? Ich malte mir schon aus, wie ich das am besten bewerkstelligen könnte. Im Laufschritt zum Schalter? Und wenn der voll ist? Und würden nicht allfällige Bahnpolizisten versuchen, mich aufzuhalten, denn barfuß UND kurze Hosen UND Laufschritt könnte ein Bahnpolizist durchaus als etwas anderes interpretieren als daß man „lediglich“ das Verlangen hat, den Anschluß zu bekommen. Ich könnte ja auch versuchen, es in Zürich statt am Schalter an einem Automaten zu versuchen, vielleicht funktioniert der ja.

Also begab ich mich in Richtung Automat, und zwar im Laufschritt, wobei ich wegen langsamerer Personen manch einen Bogen laufen mußte. Ob das anderen auffiel, kann ich nicht sagen, da ich keine Zeit hatte, mich um so etwas zu beschäftigen. Der Automat funktionierte, also begab ich mich zum Zug, diesmal ohne Hektik.

Ich verließ den Zug in Sargans, wo ich 16 Minuten Aufenthalt hatte. Der Bahnsteig war relativ voll von Schülern. Obwohl es nicht allzu warm war und ich meine Jacke bereits in den Rucksack verstaut hatte, gab es keinerlei Reaktionen von den Schülern. Liegt es daran, daß ich mich in der Ostschweiz befand (Heidiland)?

Im Rheintal-Expreß nach St. Gallen wurde ich von einer Frau angesprochen, ob es nicht zu kalt sei. In St. Gallen rieselte etwas weiße Sch.... vom Himmel, aber beim Umsteigen bekam ich dank der Bahnhofsüberdachung davon nichts mit. Hier gab es mehr erstaunte Blicke als in Sargans. Auch wenn St. Gallen ebenso wie Sargans in der Ostschweiz liegt, so ist es doch kein unbedeutendes Landstädtchen, sondern trotz weniger als 100000 Einwohnern eher eine erzkatholische Großstadt.

Als nächstes mußte ich in Zürich umsteigen. Hier war es trocken. In der Unterführung kamen mir eine Mutter mit einem noch nicht schulpflichtigen Sohn entgegen, und zwar im Laufschritt. Als der Knabe mich sah, blieb er stehen und starrte mich an. Die Mutter herrschte ihn an: „Komm schnell, sonst fährt der Zug weg!“

In Basel stieg ich abermals um, und zwar in eine S-Bahn, die bereits wartete und um 11.37 Uhr in Richtung Pruntrut abfuhr. An einigen Stationen stiegen Teenager hinzu, die entweder kicherten oder kreischten, als sie mich sahen. Irgendjemand sagte noch was von „Erregung öffentlichen Ärgernisses". Haben die ne Ahnung von Juristerei!

In Delsberg mußte ich wieder umsteigen. Auch dieser Bahnhof war eine Baustelle und ich „mußte“ barfuß durch einige Pfützen gehen. Offensichtlich gab es Reaktionen, jedoch auf Französisch. Bald kam der Zug, der mich durch eine reizvolle Juralandschaft nach Biel brachte. In Münster stiegen abermals Schüler hinzu, die ebenfalls meine Aufmachung kommentierten (auf schweizerdeutsch). Einige dieser Teenager verließen den RE-Zug in Grenchen Nord, andere in Biel. Auch auf dem Bahnsteig gab es Gekreische durch Teenager.

Im Zug nach Bern sprach mich der Schaffner an: „Na bitte! Sie haben das Billet doch noch bekommen!“ Erst jetzt erkannte ich, daß es derselbe Kondi war, der mir im Zug von Olten nach Zürich keine Fahrkarte verkaufen konnte. Hiermit möchte ich alle Leute darauf aufmerksam machen, die am 29. Februar Geburtstag haben und damit spekulieren, sowohl am 28.2. als auch am 1.3. mit der vergünstigten Fahrkarte unterwegs zu sein: Selbst wenn man an beiden Tagen völlig unterschiedliche Strecken fährt, so kann es durchaus passieren, daß einem derselbe Kondukteur begegnet. Und wenn man beide Male auch noch für die Jahreszeit „ungewöhnlich“ gekleidet ist (und dazu zählen wohl kurze Hosen bzw. nicht vorhandene oder auch nur „zu wenig fette“ Schuhe), der könnte wiedererkannt werden.

In Bern hatte ich 17 Minuten Aufenthalt, also ging ich noch ein Stück durch die Passagen am Bahnhof. In der Nähe der Christoffel-Figur wurde ich von besoffenen Pennern angepöbelt, worüber ich nur grinsen konnte. Der Zug nach Mailand war (zumindest bis Thun) so voll, daß ich nur mit Mühe einen Sitzplatz finden konnte. Der Schaffner sagte nichts zu meiner nicht übermäßig winterlichen Aufmachung, er wünschte mir sogar per Handschlag alles Gute zum Geburtstag. Hinter Spiez setzte heftiger Schneefall ein. Im Wallis nach dem Durchfahren des Lötschberg-Basistunnels war es trocken. Nach dem Durchfahren des Simplontunnels war es sogar sonnig.

In Domodossola verließ ich den Zug. Hier war es frühlingshaft mild, während ich langsam über den Bahnsteig ging, um mit der unterirdisch abfahrenden Centovallibahn nach Locarno zu fahren. Es war ein Zug einer italienischen Bahngesellschaft. Der Conduttore konnte mit der deutsch beschrifteten Fahrkarte nichts anfangen, also nahm er Karte und Ausweis mit, um das einem Kollegen zu zeigen. Nach einiger Zeit kam er wieder zurück, es war alles in Ordnung. Kommentar zu meinen kurzen Hosen und meinen nackten Füßen? Keine! Die Schmalspurbahn fuhr bei prächtigem Wetter durch eine reizvolle Landschaft, teilweise lag sogar noch Schnee.

In Locarno (eigentlich Muralto) hatte ich eine halbe Stunde Aufenthalt. Also ging ich noch ans Seeufer, um über die Promenade bis zu einem Spielplatz. Dabei ließ ich keine Pfütze aus, soviel Abkühlung muß sein.

Um 17.45 Uhr fuhr mein Zug in Richtung Norden, in Luzern mußte ich umsteigen, so daß ich um 21.31 Uhr in Zofingen war, bei +2°C. Nun lag nur noch 1 km Velofahrt (mit Jacke) vor mir. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß mir die Fahrt mit Offtopic-Fahrzeugen an meinem Geburtstag gut gefallen hat.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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