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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Reaktionen der Umwelt auf Eure kurzen Hosen
Siegfried Hase Offline




Beiträge: 583

07.02.2010 11:15
Landkreis Oldenburg im Februar 2010 Zitat · Antworten

Zur Besichtigung einer technischen Anlage war ich gestern, 6.2.10 im Landkreis Oldenburg. Diese von der schweizer Grenze gemessen, nicht eben kurze Strecke habe ich mit dem Zug (im wesentlichen ICE's) zurückgelegt.

Bei der Hinfahrt am Freitag - ich übernachtete dort - gab's die üblichen Blicke und Kommentare, "wir" und auch ich sind daran ja gewöhnt und insofern ist es nichts Besonderes.

Als ich bekleidet mit T-Shirt, Pullover , Jacke, Schuhen und Socken und natürlich einer meiner Cargo-Hosen mich bei Passanten nach dem besten Weg zu dem Hotel erkundigte, bzw. dies wollte, wich eine Frau ungefähr meines Alters mit einem Schritt zur Seite aus und sagte nur: "Weiß ich nicht". Dabei wohnte Sie grade mal 2 Querstraßen nebendran und ging ja fast vor meiner Nase in's Haus. Alle Anderen von mir Befragten (alle = zwei Personen ;-)) mußten dann natürlich wissen, ob man wirklich nicht erfriert, bei etwa -2°C und Hosen die in Kniehöhe enden.

Auch das Personal in dem nicht gerade überbelegten Haus fragte sehr höflich, ob ich mich SO wohlfühle (oder ob man was für mich tun könne) - da ich mich SO wohlfühlte habe ich das auch kundgetan.

Die Leute, die mich am Samstag bei der Besichtigung nicht kannten haben sich meist letztendlich auch getraut ob meiner Beinkleider höflich nachzufragen - die die mich kannten waren eh' in der Überzahl und wenn ich in langen Hosen gekommen wäre - ich weiß nicht was ich da alles hätte erklären müssen!!!

Die Heimfahrt verlief im Wesentlich 'fraglos', einige Mitreisende haben mich aber sicherheitshalber zweimal angeschaut.

Speziell für Michael: Auch den Zoll am Badischen Bahnhof in Basel hat Nichts interessiert, obwohl sich bei Abfahrt und Ankunft jeweils zwei Beamte 'langweilten' und die Schweizer haben hinter mir auch zumindest einen Mann kontrolliert - dieser sah für mich zumindest 'mitteleuropäisch' aus und so ganz offensichtlich ist mir an ihm auch nix besonderes aufgefallen.

=> Probleme wg. kurzen Hosen im Feburar: keine. Wohlfühlfaktor: gut. Allgemeine Akzeptanz: gut.

Gerold

Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

07.02.2010 15:04
#2 RE: Landkreis Oldenburg im Februar 2010 Zitat · Antworten

Hallo Gerold,

nicht nur der Badische Bahnhof in Basel ist mir ein Begriff, auch der Landkreis Oldenburg. Immerhin habe ich knapp außerhalb dieses Landkreise, nämlich in der kreisunabhängigen Stadt Oldenburg als Student gelebt. Oldenburg ist eine Radfahrerstadt, und auch ich fuhr dort damals oft Velo, wobei ich auch in den Landkreis Oldenburg gelangte.

Der Ort, an dem Du warst, dürfte relativ leicht einzugrenzen sein, da es nicht allzu viele Bahnstationen gibt. Offensichtlich war es auch nicht ein unbedeutendes Bauerndorf, sondern eine größere Ortschaft, die Du beschrieben hast. Die wichtigste Bahnstrecke führt vom ebenfalls landkreisunabhängigen Delmenhorst nach Oldenburg, dort ist einzig der Klosterort Hude bedeutend, nicht aber Wüsting, Bookholzberg, Schierbrook und Hoykenkamp. An der Bahnstrecke Oldenburg-Osnabrück hat (oder hatte zumindest damals) Großenkneten eine „technische Anlage (Erdgas). Der Beschreibung bzl. Örtlichkeiten könnte es aber auch sich um Ahlhorn oder Sandkrug, weniger um Huntlosen gehandelt haben. Und letztendlich an der Bahnstrecke Delmenhorst-Osnabrück sind Ganderkesee sowie die Kreisstadt Wildeshausen größere Orte.

Während meiner Studienzeit war ich im Sommer in der Regel in kurzen Hosen mit dem Velo unterwegs, niemand hat was gesagt. Zweimal radelte ich von Zofingen nach Oldenburg, beide Male im Sommer, beide Male in kurzen Hosen (und letztes Jahr zusätzlich barfuß). Ein paar Mal fuhr ich während meiner Zofinger Zeit auch mit der Bahn nach Oldenburg, meist im Sommer (und jedes Mal in kurzen Hosen, sogar als es ein Treffen unter ehemaligen Unikollegen in Sandkrug gab (das war kein richtiger Sommer, sondern die Zeit um Himmelfahrt, aber sommerlich warm).

Am 1. Februar 2001 fuhr ich allerdings in Dienstkleidung mit der Bahn nach Oldenburg, weil mein früherer Professor 60. Geburtstag hatte und dieses am Abend an der Uni gefeiert wurde. Erst weit nach Mitternacht endete das Gelage – ein passenderer Ausdruck fällt mir nicht ein. Während des Abends war ab und zu auch meine Kurzhosigkeit während der Unizeit ein Thema. Ich wurde sogar von Leuten angesprochen, die ich nicht kannte, weil sie erst nach mir die „Ehre“ hatten, bei meinem damaligen Professor „rumdoktern“ zu dürfen. Ich übernachtete im Schlafsack im nahen Geerdshorst (diesen Platz benutzte ich übrigens auch im letzten Sommer zum Übernachten).

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg, jedoch nicht in Dienstkleidung, sondern in kurzen Hosen, mit Sommerjacke und Wanderschuhen (ohne Socken, diese trug ich nur in Kombination mit den Halbschuhen beim offiziellen Teil). Unterwegs traf mich einer der späteren Unimitarbeiter (er hatte in einem Gasthof übernachtet) und sprach: „Die Sache mit den kurzen Hosen stimmt also doch!“

Ich wollte an diesem Tag nur wandern, um dann irgendwo erneut im Schlafsack zu übernachten und erst am nächsten Tag weiter zu fahren. Im Oldenburger Stadtpark wurde ich von einem ca. 20jährigen angesprochen: „Kurze Hosen, man kann auch übertreiben.“ Ich folgte einem Weg parallel zur Hunte, kam durchs Barneführerholz usw. Ich begegnete nur wenigen Leuten, meistens solche mit Hunden. Sie sagten nur: „Moin!“ und schienen wohl nicht mitbekommen zu haben, daß ich bekurzhost war. Sogar Kinder auf Bauernhöfen machten keine großen Glotzaugen. Es war nebliges Wetter und ca. 0°C kalt. Am meisten zu schaffen machte mir das Gewicht des schweren Rucksacks. Als es dunkel wurde, suchte ich mir in der Nähe von Ostrittrum einen Platz zum Schlafen (obwohl es eigentlich noch keine Schlafenszeit war). Immerhin hatte ich die Nacht zuvor wenig Schlaf gehabt, über dunkle unbekannte Feldwege wollte ich auch nicht gehen. Auch wollte ich nicht zu Fuß über Landstraßen im Dunkeln gehen. Ich hatte Angst, daß irgendein Autofahrer anhalten würde, um zu fragen, wohin ich wollte. Auch wenn ich in jahreszeitgemäßer Kleidung im Dunkeln im Februar zwischen zwei eher weit auseinander liegenden Ortschaften zu Fuß auf Landstraßen unterwegs gewesen wäre, hätte vielleicht ein Autofahrer angehalten. Und wenn ich gesagt hätte, ich wollte im Wals übernachten, hätte manch ein Autofahrer die Polizeischergen gerufen. Und mit denen wollte ich nichts zu tun haben. Richtig schlafen konnte ich nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Nacht überleben würde. Im Schlafsack war es kalt, sehr kalt.

Am nächsten Tag war es noch kälter. ich wollte zu einem Bahnhof, hatte aber keine Karte dabei und wußte nicht genau, wo ich war. Als ich irgendwo einen Wegweiser in Richtung Huntlosen fand (ich wußte, daß es dort einen Bahnhof gab, folgte ich diesem Wegweiser. In Huntlosen mußte ich über eine Stunde auf den nächsten Zug warten, also ging ich wieder in den ort mit der hübschen gedrungenen Backsteinkirche. Ich sah auch ein elektrisches Thermometer an einer Sparkasse, es zeigte -4°C an.

Ich war froh, als ich den Zug nach Osnabrück besteigen konnte. In Cloppenburg bestiegen zwei Polizisten (ich weiß nicht, ob es die berühmt-berüchtigten „Kalkmützen“ der Bundespolizei oder „normale“ Polizisten mit ebenso kalkiger Bemützung waren) den blauen Triebwagen der Nordostbahn. Sie gingen wortlos an mir vorbei und verhielten sich ruhig im Zug. Als ich aber in Osnabrück ausgestiegen war, um von einem andren Bahnsteig weiter in Richtung Süden zu fahren, hielten mich die Bullen an und kontrollierten mich auf dem kalten Bahnsteig (mittlerweile hatte Schneefall eingesetzt, aber auf dem Bahnsteig blieb es trocken). Ich mußte meinen Ausweis und meine Fahrkarte vorzeigen und ich wurde irgendwie von oben herab behandelt. Sie wollten mir nicht glauben, daß es meine normale Freizeitkleidung ist. Besonders fies fand ich, wie einer der Bullen sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß es in der Schweiz normal ist, daß man dort kurze Hosen in dieser Jahreszeit ist. Hier sind Sie aber in Deutschland, und da trägt man nur im Sommer kurze Hosen. Und das auch nur beim Sport und am Strand. In der Bahn tragen nur Kinder kurze Hosen, keine erwachsenen Männer! Leider ist das Tragen von kurzen Hosen nicht per Gesetz verboten, aber nur deswegen, weil kein vernünftiger Mensch so etwas tut. Wenn mehrere das täten, wäre es längst verboten worden!“ (Irgendwie fiel mir dieser Vorfall ein, als ich später mal im Barfußforum las, daß ein arroganter ADAC-Futzi etwas ähnliches bzl. „barfuß Auto fahren“ gesagt haben soll).

Im Großen und Ganzen kann ich bestätigen, daß die Toleranz bzl. kurze Hosen im Raum Oldenburg groß ist. Die Polizisten, die mich in Osnabrück kontrollierten, taten es nicht auf Oldenburger Gebiet und waren der Aussprache nach keine Norddeutschen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Siegfried Hase Offline




Beiträge: 583

07.02.2010 17:58
#3 RE: Landkreis Oldenburg im Februar 2010 Zitat · Antworten

Salut Michael!

Nun, wenn Du Dich so gut auskennst, dann will ich Dich auch nicht auf die Folter spannen: Mit dem Zug fuhr ich am Freitag nach Oldenburg. Dort übernachtete ich und zusammen mit anderen Kollegen (= Besichtigungsteilnehmer) ließen wir uns am Samstag um 8.20 Uhr am Bf. Oldenburg mit einem Kleinbus abholen. Ziel war der Ortsteil Hellbusch der Gemeinde Großenkneten. Dort war die Besichtigung. Anschließend gab es eine Besprechung in einem Gesthaus in Großenkneten mit Mittagessen und danach ließen wir uns wieder zum Bf. Oldenburg chauffieren um uns in die heimatlichen Gefilde zu verstreuen. Privat habe ich sehr wenig unternommen, lediglich am Freitag Abend in einer Oldenburger Kneipe was gegessen und getrunken. Es war fast nix los und so kehrte ich auf mein Zimmer zurück und habe mit der Technik des nicht mehr ganz taufrischen Fernsehers gekämpft. Als er dann lief fand ich fernsehen wieder mal blöd und bin auch bald eingeschlafen. Und am Samstag gilt s. o., nix mit Sightseeing.

Gerold

Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

07.02.2010 18:57
#4 RE: Landkreis Oldenburg im Februar 2010 Zitat · Antworten

Hallo Gerold,

Oldenburg ist eine Universitätsstadt, und an noch dazu jungen Universität treiben sich manchmal recht schräge Typen herum, nicht nur Studenten, sondern auch Professoren. Da ist die Stadtbevölkerung so einiges gewöhnt. Ein bekurzhoster Mensch im Februar ist im Vergleich dazu noch harmlos. Während meines Zwangsurlaubs war ich am Freitagabend in Oldenburg angekommen und reiste am Montag wieder ab. Irgendwie hat Oldenburg ein spezielles Flair. Wenn ich eine deutsche Stadt über 100000 Einwohner sagen soll, die besonders reizvoll ist, dann ist es sicher nicht Oldenburg. Wenn ich einem eine Stadt empfehlen soll, wo das Nachtleben besonders interessant ist, dann wäre es sicher nicht Oldenburg.

Irgendwie ist es in Oldenburg etwas beschaulicher als anderswo. Die Stadt war früher Zentrum vom Land Oldenburg, das von Adligen regiert wurde. Die Landesherren waren im Gegensatz zu anderen Landesherren nicht größenwahnsinnig, das Land blieb übersichtlich. Andererseits zeichneten sich die Landesherren durch Diplomatie aus, was das Land vor größeren Schäden, etwa im 30jährigen Krieg bewahrte. Als bewährtes Geschenk haben sich Pferde erwiesen, um allfällige noch so mächtige Kriegsgegner gnädig zu stimmen. Gegenüber Andersgläubigen waren die Landesherren tolerant. Und anstatt viel Geld in Rüstung zu stecken, wurde mehr in Kultur gesteckt. Auch gegenüber ihren Untertanen waren die Oldenburger Landesherren vergleichsweise großzügig.

Nach dem ersten Weltkrieg war Oldenburg nur noch ein Freistaat, im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Oldenburg kaum in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn nach dem 2. Weltkrieg das Land Oldenburg vom Land Niedersachsen geschluckt wurde, so fühlten sich die Oldenburger noch lange nicht als Untertanen Hannovers. Dieses Beschauliche hat sich bis heute bewahrt. Oldenburg ist einerseits keine pulsierende Metropole, andererseits auch keine spießige Kleinstadt wie etwa Zofingen. Das alles macht die Stadt sympathisch.

Es fehlt nur eines: Eine Straßenbahn!

Wenn man mich aber fragt, wo man prima in kurzen Hosen Fahrrad fahren kann, ohne sich über hohe Berge aufregen zu müssen, dann würde ich laut sagen:

"Oldenburg!"

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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