Die Zeit um Himmelfahrt nahm ich an einer geführten Barfußwanderung im Elbsandsteingebirge teil. Hier ein paar Anmerkungen zur An- und Abreise im Telegrammstil:
Fr., 7.5.2010: Abfahrt von Zofingen mit dem voll beladenem Fahrrad bei leichtem Dauerregen, und zwar barfuß, in kurzen Hosen und sogar mit Jacke, die ich ursprünglich aus Platzgründen gar nicht mitnehmen wollte. Fahrt über Baden (hier hörte der Regen auf), Schaffhausen, Singen, Stockach, Riedlingen, Ehingen nach Ulm. Keine anderen Barfüßer gesehen, nur wenige Radfahrer und Jogger in kurzen Hosen. In Ulm fragten mich besoffene Jugendliche, ob es nicht zu kalt sei. Übernachtet im Schlafsack in einem Park im Osten der Stadt nahe der Donau.
Sa., 8.5.2010: Abfahrt von Ulm mit dem Fahrrad bei freundlichem, aber anfangs kühlem Wetter. Fahrt über Heidenheim, Aalen, Ellwangen, Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Ansbach bis kurz vor Heilsbronn. Nicht nur zufällig Barpfotenbär in Dinkelsbühl getroffen, sondern auch auf einem Parkplatz bei Heidenheim ein 4rad gesehen, aus dem eine barfüßige Frau ausgestiegen war. Ihr Begleiter war fett beschuht. Etliche Menschen (nicht nur Radfahrer und Jogger) in kurzen Hosen. Übernachtet im Schlafsack in einem Waldstück bei Heilsbronn.
So., 9.5.2010: Abfahrt bei freundlichem, aber anfangs kühlem Wetter, dann wurde es warm, es gab auch Gewitter. Fahrt über Nürnberg, Lauf, Hersbruck, Auerbach, Eschenbach, Neustadt a. Kulm, Tröstau und teilweise auf dem ehemaligen Bahndamm nach Wunsiedel, hier ein starkes Gewitter bei starker Abkühlung. Ein paar Barfüßer in Gärten und unzählige Leute in sonst wie sommerlicher Kleidung. Übernachtet im Schlafsack in einem Waldstück bei Wunsiedel.
Mo., 10.5.2010: Abfahrt bei dichtem Nebel und lausigem Wind. Fahrt durch das Städtchen Marktleuthen (hier war eine Kindergartengruppe unterwegs, vielfach winterlich gekleidet, sie machten große Glotzaugen) über Schwarzenbach/Saale (hier eine ähnlich einstaunte Reaktion von Schulklasse, die von einem Polizisten Verkehrsunterricht erhielten, der Bulle sah sich aber nicht genötigt, mich zu kontrollieren), Oberkotzau, Hof, wegen einer Baustelle nahe der Talsperre Dröda auf Umwegen nach Plauen, am Elsterufer entlang über Jocketa und vorbei am Götzschtalviadukt nach Reichenburg (dort vorbei am ehem. untern Bahnhof) und bei starkem Gegenwind bis Zwickau. Barfüßer? Nix da in dieser von der Kälte verwöhntem Gegend (wie hieß das Gebirge noch). Aber Schiläufer waren auch nicht zu finden. Übernachtet im Schlafsack unter einer Brücke über die Zwickauer Mulde.
Di., 11.5.2010: Abfahrt bei trübem Wetter und lausigem Wind. Fahrt über Lichtenstein, Oelsnitz/Erzgeb., Stollberg (hier wurde das Wetter freundlicher) und weitgehend parallel zur mit Tramzügen befahrenen Bahnstrecke bis Chemnitz, dann über Mitweida, Waldheim, Döbeln nach Nossen. Barfüßer? Nix da. Übernachtet im Schlafsack unter einer Autobahnbrücke über die Freiberger Mulde.
Mi., 12.5.2010: Abfahrt bei freundlichem Wetter. Fahrt über Meißen am Elbufer nach Dresden, dann Reste einer ehemaligen Überlandstraßenbahn nachgesäckelt, über Heidenau und Pirna nach Lohmen, um die Gegend auf potentielle Schlafstellen zu inspizieren, wieder zurück nach Dresden, Stadt unsicher gemacht, dann bis zu Stadt Wehlen. Barfüßer? Keine, aber recht viele Leute in sonst wie sommerlicher Aufmachung. Übernachtet in einem wohl bekannten Unterstand am Elbuferrandwanderweg neben der Bahnstrecke.
Do., 13.5.2010: Abfahrt bei trübem, aber nicht unfreundlichem Wetter. Fahrten am Elbufer und dabei ein Modellbahnmuseum gefunden. Dann weiter nach Lohmen und mich umgerüstet. Barfüßer? Die nächsten Tage sehr viele. Übernachtet die erste Nacht in einer Schlucht auf dem Boden, die folgenden in einem Unterstand.
Di., 18.5.2010: Abfahrt bei trübem, aber trocknem Wetter. Fahrt über Dresden, Freital, Tharandt, Freiberg, Flöha, Stollberg, Aue zur Talsperre Eibenberg. Barfüßer? Nein, auch kaum Kurzhösler. Übernachtet im Schlafsack auf einer Bank an der Talsperre (und eingeregnet).
Mi., 19.5.2010: Abfahrt bei starkem Regen. Fahrt über Auerbach (ein anderes), Oelsnitz (ein anderes), Rehau, Münchberg, Bad Berneck bis Bayreuth. Barfüßer? Nein, auch kaum Kurzhösler. Übernachtet im Schlafsack unter einer Brücke in Bayreuth, wo mich der Regen nicht weiter störte.
Do., 20.5.2010: Abfahrt bei schwachem Regen, der bald aufhört. Fahrt über Pegnitz, Grafenberg, Nürnberg, Roth bis Weißenburg. Barfüßer? Nein, auch kaum Kurzhösler. Übernachtet im Schlafsack unter einer Brücke in Weißenburg.
Fr., 21.5.2010: Abfahrt bei trocknem, aber bewölktem Wetter. Fahrt über Donauwörth, Meitingen, Augsburg, Krumbach bis Klosterbeuren. Barfüßer? Nein, aber einige Kurzhösler. Übernachtet im Schlafsack im Wald.
Sa., 22.5.2010: Abfahrt bei sonnigem und sehr bald warmem Wetter. Fahrt über Memmingen, Leutkirch, Wangen, Lindau, Bregenz bis Rheineck. In Wangen fand ich eine Kneippanlage an einem See. Ein belanghoster Knabe, der in der Nähe wohnte, kam „echt“ barfuß an den See, um mit anderen Kindern zu spielen. Ein Vater und die kleine Tochter kamen angeradelt und entledigten sich an der Kneippanlage ihrer Sandalen und benutzen sie. Während der Vater wieder seine Schuhe beim Weiterfahren die Schuhe wieder anzog, klemmte das Mädchen sie einfach auf den Gepäckträger. Auch in Bregenz hielt sich ein belanghostes Mädchen barfuß am Bodenseeufer auf. Auch sonst war sommerliche Kleidung nicht selten. Übernachtet im Schlafsack an einem Wanderweg.
So., 23.5.2010: Abfahrt bei sonnigem und sehr bald warmem Wetter. Fahrt über Rorschach, Arbon, Amriswil, Weinfelden, Frauenfeld, Winterthur, Bülach, Baden nach Zofingen. Etliche Barfüßer unabhängig von Alter und Geschlecht in Gärten, an Seeufern usw., aber nicht im städtischen Bereich. Übernachtet ohne Schlafsack im eigenen Bett.
Für Deine Nicht-Inanspruchnahme von gewöhnlichen Herbergen auf Deinen Fahrrad-Fernreisen bewundere ich Dich!
Die Tage in Lohmen waren - soweit ich da war - für die Jahreszeit sehr kühl. Manchmal waren wir bei +4°C doch recht nahe dem Gefrierpunkt, was uns natürlich nichts ausmachte. Und: hier kann ich es ja schreiben: das wg. Wetter umgestellte Programm mit Schloßbesichtigungen, Elbfahrt mit dem Schiff u. dgl. hat mir persönlich sogar besser gefallen, als jeden Tag durch den Wald zu wandern
bei derartigen Unternehmungen kommt die Hygiene zumindest erheblich kürzer als sonst. Einen Kulturbeutel mit Seife, Zahnpasta, sowie Nivea-Creme und Dingen wie Schere, Pflaster hatte ich dabei. Rasiert habe ich mich während der Zeit gar nicht, zum Zähneputzen nahm ich das Wasser aus dem Bidon. Warmes Wasser gab es nicht.
Als unliebsame Überraschung sind mir die Füße beim Radfahren angeschwollen und es hat dort Hautausschläge gegeben, deren Spuren man heute noch sieht (ich war deswegen beim Arzt). Die Ursachen dafür konnte mir der Arzt nicht sagen, vermutlich kam es von Pflanzen. Unliebsame Überraschungen mit wilden Tieren oder Polizeischergen hatte ich deswegen nicht.
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