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 Reaktionen der Umwelt auf Eure kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

22.11.2010 05:16
Im Sealife in Konstanz Zitat · Antworten

Mit „Railaway“ ist es im November 2010 möglich, mit Schweizer Offtopic-Fahrzeugen vergünstigt ins „Sealife“ nach Konstanz zu kommen. Am Samstag, den 20.11. wollte auch dorthin. Also radelte ich bei ca. +1°C zum Zofinger Bahnhof, und zwar mit Sommerjacke, barfuß und in kurzen Hosen (und ohne Mütze). Um 5.48 Uhr fuhr mein Zug nach Lenzburg, den ich noch erreichte, obwohl ich Ärger mit dem Billettautomaten hatte (nach dem 3. Reka-Check ging nichts mehr rein, danach spuckte er nur 2 Reka-Checks aus und einen Ausdruck mit der Aufforderung, mich am nächsten Schalter zu melden). Beim nächsten Automaten hatte ich Glück. Nach Umsteigen in Lenzburg, Zürich HB und Weinfelden erreichte ich um 8.33 Uhr den Bahnhof von „Kreuzlingen-Nord“ (4rad-Kennzeichen KN). Zwei Stationen vor Konstanz war noch eine Familie mit einem kleinen Jungen ausgestiegen. Der Knabe sagte: „Der Mann ist barfuß“. Als sie ausgestiegen waren, blickte der Knabe noch zu mir ins Fenster und hob den Daumen hoch, bis die Mutter den Arm des Jungen nach unten bewegte. Das Sealife öffnete erst um 10 Uhr, also ging ich noch in die Altstadt.

Einige Leute machten große Glotzaugen, als sie mich sahen. Das Münster war auch erst ab 10 Uhr zur Besichtigung freigegeben, allerdings sollte ein Gottesdienst beginnen. Eine alte Frau, die in die Kirche ging, schüttelte nur mit dem Kopf. Auf der Radfahrerbrücke sprach ein Mann: „Ich friere schon, wenn ich das sehe, barfuß und kurze Hosen. Aber manche brauchen das wohl!“ Worauf ich antwortete: „Ich brauche weder barfuß, noch kurze Hose, ich brauche lediglich in diesem Augenblick KEINE Schuhe und KEINE lange Hose!“ Als ich durch die Fußgängerzone in Richtung Stadttor ging, sagte ein Mädchen: „Der Mann geht nackt!“ Worauf der Vater verbesserte: „Nein, er geht barfuß!“

Dann begab ich mich zum „Sealife“. Erst um 10.04 öffnete es tatsächlich, ein untrügerisches Zeichen dafür, daß Konstanz NICHT in der Schweiz liegt. Da aber andererseits das „Sealife“ weder ein Berliner Museum, noch ein bayrisches Schloß ist, sagte auch niemand vom Personal etwas zu meiner Barfüßigkeit/Kurzhosigkeit. Als Entschädigung dafür. daß ein Teil der Anlage wegen Umbau gesperrt war, bekam sogar jeder einen Bon über 1 Euro zum Anrechnen auf einen Kaffee im Sealife-Restaurant (diesen ließ ich verfallen, da Kaffee mehr als einen Euro kostet).

Das Sealife selbst (ebenso das angeschlossene Museum) waren interessant. Während von den Tieren (Fische aller Art, Schildkröten, Krebse, Seeanemonen usw.) niemand Schuhe oder lange Hosen trug, alle Tiere sogar massiv gegen die 2c-Regel verstießen, war außer mir niemand barfuß oder bluttbeinig. Manche Kinder starrten auf meine Füße, ein Knabe griff sogar mit seinen Patschhändchen nach meinen Beinen mit „Eisbärfell“, worauf der Vater sagte: „Das darfst du nicht anfassen!“ Laute Kinderstimmen „Viel zu kalt – viel zu kalt – viel zu kalt!“ gab es anders als im Aquazoo in Düsseldorf im Dezember 2004 nicht! Was Bodenbeschaffenheit und Raumklima im Sealife anbelangt: Wer da nicht barfuß und in kurzen Hosen ist, hat selber schuld!

Als ich nach gut 2 Stunden das Sealife verließ, war strahlender Sonnenschein, so daß ich die Jacke draußen zunächst nicht wieder anzog (obwohl es deutlich kälter war als genau eine Woche zuvor (ich war in Basel mit dem Velo). Ich wanderte am Bodenseeufer in südliche Richtung, wobei der Übergang in die Schweiz gar nicht erkennbar war. Ich wanderte bis zum Hafen von Bottighofen, wobei die Wege teils asphaltiert, teils geschottert waren. Meistens konnte man aber auf Gras gehen. Dann schritt ich zurück über den Veloweg mit herrlich aufgewärmtem Asphalt und kam ins Zentrum von Kreuzlingen („Konstanz-Süd“). Von dort ging es hinunter zum Bahnhof Kreuzlingen Hafen. Auf einem abschüssigen Fußweg ließen sich zwei dunkelhäutige Knaben auf EINEM Tretroller hinunterrollen, haarscharf an mir vorbei. Der Vater mußte ziemlich säckeln. An einer Treppe blieben die Knaben stehen und riefen: „Wir haben dich überholt! Mit Roller sind wir schneller als du ohne Schuhe.“

Am Seeufer auf Konstanzer Gebiet war ziemlich viel los. Ich wanderte bis zu einer Badeanstalt (dort gab es übrigens einen nicht-2c-konformen Bereich, aber niemand war dort). Bei einem Mann wurde ich sogar einen Bf- und einen KH-Flyer los. Der wunderte sich, daß es möglich sei, bei solchen Temperaturen ohne Schuhe und in kurzen Hosen und nur im T-Shirt unterwegs zu sein. Der kleine Sohn sagte: „Den haben wir schon in der Stadt gesehen!“

Eine Frau sprach zu einer anderen: „Das muß ich aber nicht haben.“ Eine ältere Frau sprach: „Jetzt wird es aber allmählich frisch.“ Kurze Zeit später begegnete mir ein Mann, der Sandalen ohne Socken, allerdings lange Hosen und eine dicke Jacke trug (tagsüber habe ich höchstens 4 Jogger in kurzen Hosen und kurzärmeliger Oberbekleidung gesehen).

Kurz bevor die Sonne unterging, erreichte ich wieder das Münster von Konstanz. Ich trat ein, und anders als in der Münchner Frauenkirche oder im Freisinger Dom störte sich niemand an meiner Aufmachung (es waren hier allerdings weder Domschweizer, noch mondgesichtige Bauarbeiter im prächtigen Gotteshaus).

Als ich das Münster verließ, mußte ich eine Jacke überziehen. Ich ging noch einige Zeit durch die Stadt, um um 17.18 Uhr am Bahnhof zu sein. Lästernde Stimmen gab es von Jugendlichen beim Umsteigen in Zürich HB. Um 20.08 Uhr war ich wieder am Zofinger Hauptbahnhof, es war noch +2°C.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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