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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Euer Leben in kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

31.12.2010 17:57
Heute im Coop Zitat · Antworten

Heute war ich wieder einmal beim Einkaufen (morgen und übermorgen haben die Läden geschlossen, und am Montag geht die Schinderei wieder los - okay, ich tu das frewillig, genauso wie ich mich FREIWILLIG einer allfälligen Zensur eines Forums unterwerfe). Da die Läden nur einen Kilometer entfernt sind und die Temperatur mit PLUS 1°C nicht allzu winterlich war (allerdings war es neblig trüb), bediente ich mich wie sonst auch meines alten 2rades (schweiz.: Velo). Auch sah ich nicht ein, extra für diesen Zweck FETTE Schuhe und LANGE Hosen anzuziehen.

Normalerweise passiert in den Läden Zofingens nichts negatives. Als ich den Einkaufswagen durch den Coop schob und mich ein kleines schwarzhaariges Mädchen sah, das mit den Eltern einkaufen war, zeigte das Mädchen (Kleidung: mäßig winterliche Jacke, knielanger Rock, rote Wollstrumpfhose, keine Mütze, keine Handschuhe, keinen Schal, Gymnastikschuhe) mit dem Finger auf mich, genauer in meine Richtung gegen unten. In dem Augenblick schlug der Vater dem Mädchen auf die Hand und sprach etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand (und auch nicht zuordnen konnte). Ein verweichlichtetes mitteleuropäisches Mädchen hätte vermutlich laut aufgebrüllt, dieses aber tat nichts (wirkte andererseits aber auch nicht eingeschüchtert).

In diesem Familienkreis herrscht wohl noch Zucht und Ordnung, dachte ich. Vermutlich gelten im Heimatland noch ungefähr die Regeln wie in Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg, daß eine Ohrfeige noch niemanden geschadet hat und ein Lehrer, der einem ungezogenen Schüler wegen nicht gemachter Hausaufgaben 10 Minuten in der Ecke stehen läßt, noch nicht mit Disziplinarmaßnahmen rechnen muß.

Ich hatte das ganze schon wieder verdrängt, war an der Kasse durch, hatte mich auch noch mit einem Arbeitskollegen unterhalten und hatte auch schon vor dem Laden mein Velo beladen, als zwei Frauen und ein Junge aus dem Laden kamen. Der "überfütterte" Knabe trug fette Moonboots, einen dicken Wintersportanzug. Vom Gesicht, das nur unwesentlich magerer war als seine Stiefel waren lediglich die Augen und die Nase zu sehen. Auch die Frauen (vermutlich Mutter und Oma oder Großtante vom Knaben) waren erheblich winterlicher als die meisten Leute (nicht nur als ich) vermummt.

Während die junge wohlbeleibte Frau und der Knabe die ganze Zeit nur stumm dastanden, sprach mich die vergleichsweise schlanke "Alte" (alt in Anführungszeichen, da sie vermutlich jünger war als ich, schlank mehr im Vergleich zu den anderen Familienangehörigen, nicht im Vergleich zu mir) auf Schweizerdeutsch an: "Schämen Sie sich gar nicht! Barfuß und in kurzen Hosen, und das mitten im Laden. Sie sind doch kein Jüngling mehr! IHRETWEGEN hat ein Vater sein Kind geschlagen! Tut Ihnen das Mädchen nicht leid?" "Sind Sie sicher, daß ich diesbezüglich der richtige Ansprechspartner bin. Wenn Sie der Meinung sind, daß der Vater sich falsch verhalten hat, dann sprechen Sie bitte den Vater persönlich an. Oder rufen Sie unsere massiv unterschäftigte Polizei, wenn Sie Angst haben, daß Sie von dem Mann was an die Fresse bekommen!"

Als die Frau hörte, daß ich hochdeutsch sprach, sagte sie: "Cheiber Ausländer! Solche Schmarotzer wie Sie gehören auf der Stelle ausgeschafft, so wie das Volk abgestimmt hat."

Was konnte man in solchen Situationen machen? Im Grund genommen gar nichts. Mit derart primitiven Menschen versuchen zu diskutieren wäre wie gegen eine Wand reden. Jedes Wort würde an ihrer Spießerbirne abprallen, ihre vorgefertigte Meinung würde bleiben. Wenn mir ein Mensch leid tat, war es dieser verhätschelte Knabe. Ein idealer Kandidat, der sich bei jeder Kleinigkeit erkältet, wegen jedem Wehwehchen zum Onkel Doktor gebracht wird (bzw. in späteren Jahren eigenschuhig geht), einen erheblichen Anteil dazu beiträgt, daß die Krankenkassenprämien ins Uferlose geraten und der Prozentsatz an Frühinvaliden auch nicht gerade abnimmt.

Tat ich wirklich nichts? Nein! Ich tat dasselbe, wie wenn statt dieser 3 Menschen sich Luft befunden hätte. Ich stieg auf mein Velo und fuhr vondannen, die beiden Schachteln und den kleinen Wonneproppen zurücklassend - barfuß, in kurzen Hosen, und ohne Mütze.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Senti Offline

Admin


Beiträge: 942

01.01.2011 16:35
#2 RE: Heute im Coop Zitat · Antworten

Wenn ich sowas lese kann ich mich nur aufregen, das ist eben unsere tolle Gesellschaft. Hättest du Piercings oder\und Tattoos aber lange Hosen an, hätte vermutlich keiner was gesagt...

Aber ein Kind so zu mästen ist dann korrekt...

Gruß
Thomas

Was nicht tötet, härtet ab

Siegfried Hase Offline




Beiträge: 583

02.01.2011 11:47
#3 RE: Heute im Coop Zitat · Antworten

Salut Michael!

Tja, das ist wieder eine der unschöneren Geschichten. Unschön vor allem deshalb, weil man in solchen Situationen nur alles falsch machen kann.
Es wäre vielleicht nicht das Schlechteste gewesen, wenn Du zu der Frau noch offener gewesen wärst. Du hast ja schließlich einen schweizer Paß. Du könntest Dir Schuhe und lange Hosen leisten, wenn Du es denn wolltest. Du hast einen Arbeitsplatz, bei dem Du soviel Geld verdienst, daß Du es nicht nötig hast, jeden Franken zweimal umzudrehen, bevor Du ihn ausgibst. Mit Deiner Arbeit leistest Du einen auf die einzelne Person bezogen eher überdurchschnittlichen Beitrag für die schweizer Vorkswirtschaft. Alles Dinge die m. E. solchen Personen nicht verborgen bleiben müssen. Genausowenig, wie die Tatsache, daß Du erheblich seltener krank bist als der Durchschnitsschweizer. Diese Tatsache rührt daher WEIL Du kurze Hosen trägst und barfuß läufst - eben auch bei tieferen Temperaturen, NICHT umgekehrt. Die Gegenfrage:"Darf ich dann auch mal wissen, wann Sie das letzte mal erkältet waren?" wäre m. E. nicht unanständig gewesen.

Schließlich sollen diese Leute nicht mir nichts, dir nichts heim gehen und dabei noch in ihrem subjektiven Glauben bestärkt worden sein, sie seien mit ihrer Meinung im Recht und Du bist der Blöde.

Schöne Grüße

Gerold

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