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 Euer Leben in kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

03.06.2011 07:27
Velotour nach Wangen a.A. Zitat · Antworten

Wegen Verbindungsschwierigkeiten erscheint dieser schon lange beschriebene Beitrag erst jetzt:
Samstag, 28.5.2011: Ich radelte an diesem Tag mal etwas weiter als etwa zum Zofinger Bahnhof, zum Baden in der Aare bei Aarburg usw. Selbstverständlich verzichtete ich auf das Tragen von Jacke, langen Hosen und fetten Schuhen. Eine Mütze trug ich übrigens auch nicht!

Zunächst radelte ich über Langenthal nach Burgdorf. Etliche Radfahrer waren in kurzen Hosen unterwegs. Barfüßige Velofahrer dagegen sah ich nicht. Auf einem Sportplatz hatten sich allerdings ein paar Fußballspieler ihrer Schuhe entledigt (sie spielten gerade nicht, sondern machten Pause). Von Burgdorf radelte ich nach Heimiswil, um dort mit meiner nicht-malo-konformen Papierbildkamera ein paar Fotos zu machen. Ich radelte zum dortigen Gemeindehaus, um Postsachen (der Inhalt des Schreibens ist offtopic, daher hier keine näheren Angaben).

Auf dem Weg zurück nach Burgdorf kam ich an einer Bushaltestelle vorbei, an der eine ca. 30jährige Frau auf das begummischuhte Offtopic-Fahrzeug wartete. Sie trug lange Hosen und Flipflops, zog letztere jedoch aus, als ich vorbeirollte. Später überholte mich der Omnibus, als es eine kurze Strecke etwas bergauf ging. Im fast leeren Bus saß die Frau, die mir zulächelte. Ob sie die Schuhe an der Haltestelle vergessen hatte?

Ich folgte einem Radwanderweg bis Rüegsauschachen und radelte weiter bis Schafhausen (kein Schreibfehler: es fehlt weder ein zweites „f“, noch ein „l“). Auch in diesem Ort schoß ich ein paar Fotos (nur Fotos, meine Kamera ist ja keine Armeewaffe), unter anderem vom Bahnübergang, wo gerade ein Zug nach Thun durchfuhr. Ein paar Wanderer in kurzen Hosen und in fetten Wanderschuhen waren im Dorf, keine Barfüßer – und das in einer Gegend, in der die Zeit seit Jeremias Gotthelf stehen geblieben zu sein scheint!

Da es allmählich heißer wurde, entschloß ich mich, in Richtung Aare zu fahren. Ich kam am Bahnhof Hasle-Ruegsau vorbei, dort befindet sich auch die Verwaltung der Gemeinde Hasle bei Burgdorf. Auch hier steckte ich Offtopic-Post in den Briefkasten. Auf der Weiterfahrt sah ich in einigen Dörfern barfüßige Kinder auf der Straße spielen, die Welt ist also doch noch in Ordnung.

Ich erreichte die Aare bei Wangen a.A. In der winzigen Altstadt war gerade Markt, mit Hüpfburg usw. Hier waren einige Kinder barfuß, ein kleines Mädchen ging auch ohne Schuhe zwischen den Ständen durch. Vor dem Zeughaus waren fett beschuhte Rekruten versammelt, dann marschierten sie fort.

Am Ufer der Aare, direkt bei der gedeckten Holzbrücke, saßen einige Leute, von denen nicht wenige die Schuhe neben sich gestellt hatten. In einer Gruppe junger Leute befand sich auch eine Frau, die sogar sich für ca. 10 Minuten entfernte um ins Städtchen zu gehen. Dabei ließ sie ihre Flipflops bei den anderen stehen, ECHT stark. Und ich benötigte erst einmal eine Abkühlung im sauberen Wasser des Flusses. Ich schwamm hinüber und schritt über die Holzbrücke zurück. Als ich an dieser Gruppe vorbeiging, fragte mich eine, ob ich ein Schild aus Wasser holen könnte. Ich tat es, es war ja schließlich nicht tief (allerdings so tief, daß dabei die Hosensäume der Badehose nicht trokken bleiben konnten). Es handelte sich um eines dieser „dreidimensionalen Warndreiecke“, bestehend aus einem zusammenklappbaren Metallgestänge mit 3 Schildern aus Plastikfolie. Solche Schilder tragen Aufschriften wie „Feuerwehr“, „Anlass“, „Unfall“ usw. Dieses Schild wies auf das Militär hin, und zwar in den 3 Landessprachen der Schweiz. Kaum hatte ich das Schild geborgen, kam ein Uniformträger und bedankte sich höflich. Vermutlich hatte ein Spaßvogel dieses Schild vom Platz vor dem Zeughaus mitgenommen und in der Aare versenkt.

Bei der Gruppe wurde ich übrigens auch Barfuß- und kurze-Hosenflyer los, es kam zu interessanten Gesprächen. Später warfen sich die Leute sogar gegenseitig ins Wasser – mit der Kleidung, die sie gerade trugen (aber wenigstens ohne Schuhe). Bald kamen wieder Rekruten, offensichtlich sollten sie verabschiedet werden. Auch die Gruppe ging, barfuß und in nassen Klamotten in die Nähe des angetretenen Haufens. Ein paar Befehle von den Vorgesetzten, und die Rekruten gingen auseinander, um sich unter die Zivilunken zu mischen. Meistens waren es Eltern, die ihre „tapferen Krieger“ abholten, nicht selten machten sie auch Fotos ihrer Söhne, teilweise zusammen mit anderen Familienangehörigen. Welch ein Kontrast! Ein Jüngling in schnieker Uniform (incl. fettem Schuhwerk), daneben seine Schwester (oder Freundin?) und/und sein Bruder in leichter Sommerkleidung. In einem Fall war auch ein kleines barfüßiges Mädchen dabei.

Die Gruppe junger Leute kam zurück, in Begleitung eines Uniformträgers. Diesem Soldaten zeigten sie die Flyer. Danach begaben sie sich gemeinsam zu 2 4rädern, mit denen sie wegfuhren. Zwei der jungen Frauen blieben gleich barfuß, und der Soldat? Er zog die Uniformjacke aus, nahm die Mütze vom Grind und knüpfte sich auch noch die Krawatte vom Hals. Aber dabei blieb es, leider! Ich hätte ihm sicher nicht übel genommen, wenn er auch noch die Schuhe ausgezogen hätte und die Uniformhose durch irgendwas Bequemeres ersetzt hätte. Soldaten sind auch bloß Menschen. Bei den meisten Schweizer (und deutschen) Soldaten ist die Uniform ohnehin nur temporäre Fassade. Viele leisten den Wehrdienst nur ab, weil es für sie der Weg des geringsten Widerstandes ist, nicht aus wirklicher Überzeugung. Zum Polizeidienst dagegen wird niemand gezwungen.

Als ich abends nach Hause fuhr, waren an manchen Orten Kinder, aber auch Erwachsene im Garten und auf der Straße ohne Schuhe zu sehen, meistens in Kombination mit kurzen Hosen oder Röcken. Aber barfüßige Radfahrer sah ich nicht, da war ich der einzige.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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