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Dieses Thema hat 1 Antworten
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Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

31.03.2012 21:52
Heute in Oberentfelden Zitat · Antworten

Obwohl ich heute Morgen bei Einkaufen barfuß und in kurzen Hosen war, schreibe ich diesen Beitrag im Offtopic-Teil. Da meine Kleidungsstücke die ich trug bzw. nicht trug, nur am Rande eine Rolle spielen. Ich war heute mit dem Velo ins Wynecenter in Buchs gefahren, weil es dort Dinge 10 % günstiger war. Es war kurz vor 10 Uhr, als ich mich (mittlerweile wieder auf dem Rückweg) mit dem Velo gerade am Ortsausgang von Oberentfelden befand. Ich benutzte einen asphaltierten Feldweg, der als Veloroute ausgewiesen ist und nur beschränkt für den 4radverkehr freigegeben ist. Vor einem Gehege mit Damwild standen ein Vater mit der kleinen Tochter, beide hatten Velos dabei (das Kind ein Kleinvelo mit Stützrädern). Beide trugen (im Gegensatz zu mir) Velohelme. Plötzlich rief der Vater: „Michael, kannst du kurz anhalten?“ Erst jetzt erkannte ich, daß es sich bei dem Mann um einen Arbeitskollegen (Chemiker in der Analytikabteilung) handelte, der in Oberentfelden wohnt. Der Helm hatte viel von seinem Gesicht verdeckt, die Tochter kannte ich nicht persönlich.

Ich hielt an. Zuerst teilte er mir mit, daß er am Montag später als üblich kommen würde und ob ich einem anderen Arbeitskollegen deswegen was ausrichten könnte. Dann sagte er: „Ich habe mein Portemonnaie vergessen und ich möchte es schnell von zu Hause holen, es dauert höchstens 10 Minuten. Kannst du solange auf meine Tochter aufpassen, daß sie nicht auf die Straße rennt, wenn gerade ein Auto oder Velo dort längs fährt. Normalerweise paßt sie auf. Wenn aber ein Schmetterling in der Nähe ist, rennt sie manchmal hinterher und achtet dann auf nichts mehr!“ Natürlich konnte ich die zehn Minuten Zeitverlust verkraften.

Ich hielt mich nicht direkt am Gehege auf und nicht in der Nähe des Mädchens, sondern am Weg, so daß ich allfällige Verkehrsteilnehmer rechtzeitig erkennen konnte. Das Mädchen war auch so vom Wild fasziniert, daß auch keine Gefahr bestand, daß es auf den Weg rennen würde. Tatsächlich kam auch aus Richtung Oberentfelden Zentrum ein unauffälliges Auto, das langsam vorbei fuhr und dann anhielt. Die Männer, die aus dem neutralen Auto ausstiegen, waren alles andere als unauffällig, welche Uniform ist schon unauffällig, einen von beiden glaubte ich schon mal begegnet zu sein. Sie kamen auf mich zu, einer sprach: „Kantonspolizei Aargau! Herr Oelting, wo kommen Sie her und was wollen Sie hier?“ Ich sprach: „Ich war im Wynecenter zum Einkaufen und befinde mich nun auf dem Weg nach Zofingen. Und hier warte ich auf einen Arbeitskollegen, der in der Nähe wohnt. Er hat was vergessen und ist gleich zurück.“ Darauf sprach der eine Polizist: „Wir haben Sie gesehen, wie Sie von Suhr auf der Hauptstraße in Richtung Oberentfelden fuhren. Sie befinden sich nicht auf dem direkten Weg nach Zofingen. Und wieso fahren Sie ins Wynecenter? Gibt es in Zofingen denn keine Geschäfte?“ Es gibt auch Leute, die fahren im Hochsommer in die Badeferien nach Mallorca, obwohl sie eine Badeanstalt vor der Tür haben. Außerdem gibt es gegenwärtig Dinge zu 10 % günstiger. Schließlich bekomme ich ja kein fettes Beamtengehalt oder einen ähnlich fetten Managerbonus. Und wie ich vom Einkaufen zurück nach Zofingen komme, bleibt wohl mir überlassen, solange ich Wege benutze, auf denen ich mit meinem Velo fahren darf.“

Dann wurde der Beamte schroff: „Und wer ist dieses Mädchen?“ „Das ist die Tochter von meinem Arbeitskollegen Norbert …“(ich nannte dem Beamten auch den Nachnamen, schreibe ihn hier aber nicht). Der Polizist fragte: „Und wie heißt das Mädchen?“ Verdammt, den Vornamen des Mädchens wußte ich nicht, wer kennt schon die Namen der Ehepartner oder Kinder von Arbeitskollegen, die in einem anderen Ort wohnen, mit denen man privat keinen Kontakt hat, und mit denen man geschäftlich nur ab und zu was zu tun hat. Ich sprach: „Den Vornamen des Mädchens kenne ich nicht!“ Dann wurde der Bulle noch wütender. „Sie wissen den Vornamen der Tochter eines Arbeitskollegen nicht? Vermutlich haben Sie den Namen des Arbeitskollegen auch erfunden. Herr Oelting, sie sitzen in der Falle!“

Zwischenzeitlich sah ich, wie Norbert mit dem Velo zurückkam. Er kam auf uns zu und sprach entgeistert: „Michael, ist meine Tochter angefahren worden?“ Darauf sprach der Polizist: „Wer sind Sie, können Sie sich ausweisen?“ Während Norbert die Papiere herauskramte, sagte er: „Ich bin mit meiner Tochter mit dem Velo unterwegs. Während wir uns hier am Gehege aufhielten, fiel mir ein, daß ich was vergessen hatte. Weil zufällig Herr Oelting, mein Arbeitskollege hier vorbei kam, habe ich ihn gebeten, hier zu warten, damit ich nicht mit meiner Tochter nach Hause fahren mußte. Das hätte länger gedauert. Hier sind meine Identitätskarte und die Abstammungsurkunde meiner Tochter. Was ist überhaupt passiert?“ Zum ersten Mal meldete sich der andere Beamte zu Wort: „Ihrer Tochter ist überhaupt nichts passiert. Haben Sie immer die Abstammungsurkunde Ihrer Tochter dabei?“ Norbert antwortete: „Ja, und zwar deswegen, weil mein Cousin in Zürich mal beim Schieben des Kinderwagens von der Polizei angehalten wurde. Er hatte keinen Ausweis dabei und wurde samt Kinderwagen zur Polizeistation gefahren. Die Beamten glaubten nicht, daß er der Vater war, weil er fast fünfzig und grauhaarig war!“ Der Polizist: „Es ist wirklich nicht normal, daß ein Fünfzigjähriger noch Vater eines Kindes im Kinderwagen ist.“ Darauf Norbert: „ Aber verboten ist es auch nicht! Außerdem ist die Frau kurz nach der Geburt des Kindes gestorben, und deswegen fand mein Cousin diese Behandlung durch die Polizei absolut daneben.“

Nun meldete sich wieder der schäbigere Polizist zu Wort: „Wie können Sie nur so leichtsinnig sein, Ihr Kind diesem Mann anzuvertrauen, der nicht einmal den Vornamen des Kindes weiß. Es hätte wer weiß nicht was passieren können.“ Darauf Norbert: „Ich kenne Herrn Oelting schon über 15 Jahre. Und ich kenne ihn als zuverlässigen Arbeitskollegen. Nie hat er mich sitzen lassen!“ Darauf der Polizist: „Gibt es an Ihrem Arbeitsplatz etwa Kinder?“ (Pause) „Na bitte! Die meisten Kindesmißhandlungen geschehen durch Personen, denen man es nicht zutraut. Oftmals sind es nahe Verwandte, oder aber Nachbarn oder halt Arbeitskollegen.“ Nun wurde Norbert auch wütend (was ich bei ihm noch nie erlebt habe): „Wie können Sie Herrn Oelting so etwas unterstellen! Hat er schon jemals so etwas getan?“ Darauf der Beamte: „Nein, bisher konnten wir ihm nichts nachweisen. Aber sollen wir warten, bis mal was passiert. Und noch etwas: Das, was Sie getan haben, ist Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Das ist eine Straftat. Und man kann auch dafür belangt werden, wenn nichts passiert ist.“

Ohne uns einen schönen Tag zu wünschen entfernten sich die Beamten der aarischen Kantonspolizei zu ihrem neutralen Fahrzeug und fuhren davon. Norbert sprach: „Jetzt weiß ich, warum du immer von Polizeischergen sprichst statt Tschuggern oder Schrotern!“ Seine Tochter stand immer noch vorm Gehege und hatte das Ganze, was etwa 30 Meter von ihr abgespielt hatte, nicht wirklich mitbekommen. Jetzt kam sie auf uns zu und fragte: „Weshalb waren die Polizisten so böse? Weil der Mann barfuß läuft und blutte Beine hat, wo es doch so kalt ist?“ Norbert sprach: „So ungefähr! Nun müssen wir weiter. Und Herr Oelting möchte auch weiter, er hat schon ziemlich lange gewartet.“ Ich verabschiedete mich und radelte nach Hause.

Die Ruhe fand ich erst später, als ich noch an die Aare fuhr. Die Beamten hatten mich nicht wegen meiner Kleidung angehalten. Sie hätten es auch gemacht, wenn ich was anderes angehabt hatte. Das ganze bezog sich auf mich persönlich, weil ich in irgendwelchen schwarzen Listen stehe. Aber ich bin davon überzeugt: Wenn ich nie kurze Hosen getragen hätte und immer Schuhe und stattdessen wegen Falschparkieren, Ampel überfahren usw. ähnlich oft mit der Polizei in Kontakt gekommen wäre, man hätte mich jetzt nicht verdächtigt.


Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen
...

Siegfried Hase Offline




Beiträge: 583

01.04.2012 19:01
#2 RE: Heute in Oberentfelden Zitat · Antworten


DAS würde ich aber gerichtlich klären lassen, was die Polizei darf und was nicht!!!

Mir scheint, das geht entschieden zu weit!

Manchmal geht es eben um's Prinzip - auch bei Polizeikontrollen. Wenn die Polizei Dich und das Kind kontrolliert - ok. Sobald aaber der Vater sämtliche Papiere vorlegt hat gefälligst gut zu sein!!! Und auch in der Schweiz darf man einen Bekannten um einen Gefallen bitten.

Ich habe absolut nichts gegen die Polizei, wir brauchen sie. Doch man kann's auch übertreiben.
Was das Zugucken bei Demonstrationen in Baden-Württemberg betrifft, wollte ich es im Namen des Volkes lesen, was ich darf und was nicht - und was die Polizei darf und was nicht.
Ergebnis: Das Verwaltungsgericht Freiburg gab mir in allen Punkten recht!
Da http://www.badische-zeitung.de/freiburg/...ueffelt-polizei nachzulesen.

Gerold

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