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 Reaktionen der Umwelt auf Eure kurzen Hosen
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

27.11.2010 06:39
Ende einer Ära Zitat · Antworten

Am vergangenen Wochenende hieß es Abschied nehmen: Am Freitag, den 19.11.2010 ratterten zum letzten Mal planmäßige Offtopic-Fahrzeuge der Wynentalbahn durch die Straßen von Suhr und Aarau (bzw. unmittelbar neben der Straße). Und am Montag den 22.11.2010 verkehrten erstmalig die schmalspurigen Züge etwa 300 m östlich auf eigenem Trassee, dort wo früher die normalspurigen Gleise der SBB lagen. Und zwischen diesen beiden Tagen verkehrten keine planmäßigen Züge, sondern ersatzweise Omnibusse. Und am Sonntag fand eine Einweihungsfeier im Bahnhof Buchs AG statt. Und da wollte ich hin, selbstverständlich barfuß und in kurzen Hosen (und ohne Mütze).

Zur ca. 15 km langen Anreise benutzte ich das Velo. Da es (anders als am Tag zuvor in Kreuzlingen-Nord) bedeckt war, benötigte ich eine Jacke. Um 13.13 Uhr war ich am Bahnhof in Buchs, und viele waren schon eher dort. Manche winterlich vermummten Personen blickten doch ziemlich erstaunt, als sie mich in nicht allzu winterlicher Kleidung anradeln sahen. Ich bezog Posten auf einer Erhöhung am Bahnsteig, bewaffnet mit meiner nicht-malo-konformen Kamera. Dann endlich kam der erste Zug von Aarau eingerollt, eine Musikkapelle spielte auf mit dem „Chaganoga Chuchu“ (oder frei nach Udo Lindenberg dem „tschuldigen Sie, ist dies der Sonderzug von Aarau“). Alle Leute blickten in nördliche Richtung, so daß viele gar nicht registrierten, daß ca 2 Minuten später auch der Gegenzug von Suhr einrollte.

Beide Triebzüge fuhren im selben Gleis in den Bahnhof und hielten an, ohne zusammenzustoßen, toll, was? Dann begaben sich die meisten Leute ins Festzelt, wo die Gemeindeoberhäupter von Buchs, Aarau und Suhr sowie der Boß der Verkehrsbetriebe und ein Nationalrat Reden hielten. Von den bewintermantelten, bekrawatteten, belanghosten und fett beschuhten (allerdings unbemützten) Politikern störte sich niemand an meinen nicht vorhandenen Schuhen oder meinen nicht gerade bedeckungsreichen Hosen.

Als die Reden vorbei waren, gingen etliche wieder nach draußen. Nun sprach mich auch eine Frau an und wollte wissen, warum ich barfuß sei. Ich erzählte ihr die Sache mit den Knie- und Rückenproblemen, die durch konsequentes Nichttragen von Schuhen verschwanden. Sie fragte mich, ob ich es auch schon probiert hätte, nur Socken und keine Schuhe zu tragen. Darauf entgegnete ich, daß Socken an den Ranzen gehen würden, wenn man sie ohne Schuhe trägt. Sie wünschte mir noch einen guten Tag.

Auf dem Bahnsteig wurde ich von weiblichen Teenagern angesprochen, ob es nicht zu kalt sei. Als ich das verneinte sagte eine: „Ich würde mir den Arsch abfrieren!“

Ein Zug nach Suhr stand abfahrbereit, ich stieg ein. Vermutlich war ich der erste Fahrgast, der barfuß und in kurzen Hosen das neue Gleisstück der WSB befuhr (und vermutlich bis heute der einzige). Von Suhr fuhr der Zug gleich wieder zurück nach Buchs, der Bahnhof hätte an diesem Tag sicher die Bezeichnung „Buchs HB“ verdient. Auch ich radelte bald danach nach Hause, und zwar über Suhr, wo das verwaiste Gleis im Straßenplanum lag. Diese Straße heißt übrigens „Tramstraße“. Solange der Name nicht geändert wird, wird die Erinnerung an einen straßenbahnähnlichen Betrieb in Suhr wach gehalten.

Als ich in Zofingen ankam, waren meine Füße doch ziemlich durchgefroren.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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