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Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 273

08.10.2011 13:35
Des Kaisers neue...... Zitat · Antworten

Ich schreibe diesen Beitrag jeweils im Offtopic-Bereich der Foren, weil er, obwohl ich zu dem besagten Zeitpunkt sowohl barfuß als auch bluttbeinig war, mit nicht vorhandenem Schuhwerk bzw. kurzen Hosen nur am Rande zu tun hat. Und wenn nun jemand im „Gelben Barfußforum“ diesen Beitrag nicht findet, dann muß ich diejenigen enttäuschen, die manchmal übereilt die Behauptung aufstellen, daß im „Gelben“ andauernd Beiträge von irgendwelchen „bitterbösen Siechen“ gelöscht werden. Der wahre Grund für das Fehlen dieses Beitrages im „Gelben“ ist einfach derjenige, daß ich mir die Freiheit genommen habe, den Beitrag dort nicht zu veröffentlichen (wenn ich öfters Beiträge textgleich in beiden Barfußforen veröffentliche, bin ich noch lange nicht gezwungen, es bei JEDEM Beitrag zu tun).

Ich habe zwar direkt eine Badeanstalt vor der Tür, aber ich benutzt sie nicht. Einmal mag ich nicht gerne gechlortes Wasser (mit derartigen Chemikalien habe ich beruflich schon zur Genüge zu tun), zum anderen kostet es Eintritt. Die Tatsache, daß der Bademeister ein ehemaliger Zofinger Stadtpolizist war, spielt in diesem Zusammenhang keine oder höchstens eine unterordnete Rolle. Die nächste gebührenfreie und natürliche Badegelegenheit liegt gut 5 km von meiner Wohnung entfernt, nämlich an der Aare beim Wasserkraftwerk Ruppoldingen. Dort befindet sich zum einen ein Sandstrand, der in den letzten Jahren (nach dem Neubau des Kraftwerks) von der Aare selbst angespült wurde. Dieser wird im Sommer viel von Badegästen frequentiert, zu viel. An heißen Tagen ist es dort sehr eng, und wenn dann auch noch Leute mit ihren Hunden dabei sind, einem andauernd irgendein Ball an den Grind fliegt, der Rauch von Zigaretten, Joints und Grillfeuer um die Nase weht, laute sogenannte Musik aus irgendwelchen Anlagen dröhnt, dann hört der Badespaß auf. Noch schlimmer ist, daß einige (wenige) Leute auch die Abfälle am Strand liegen lassen oder die Holzkohlenreste enthaltende Grillasche einfach im Sand ausstreuen. Ich habe festgestellt, daß mit zunehmenden Jahren die Besucherzahl zunahm, und gleichzeitig in den Sommermonaten auch meine Bettwäsche und Badehandtücher schneller dreckig wurden. Ich führte das auf Holzkohlenreste im Sand zurück. Irgendwann hatte ich genug.

Nur wenige hundert Meter aareabwärts befindet sich ein Naturschutzgebiet, in dem sich die Biber angesammelt haben. Auch kann man hier Vögel wie Eisvögel, Kormorane und Reiher beobachten, aber auch Bilche, Frösche und Kröten. An einem Wildwasserlauf fand ich ein Plätzchen ohne dreckigen Sand, dafür umgeben von Schilf und einigen Bäumen, so daß ich je nach Witterung mir Sonne oder Schatten aussuchen kann. Dieser Platz ist, solange die Vegetation vorhanden ist, von keinem Weg einsehbar, nicht einmal vom kaum benutzten Trampelpfad (dieser ist nicht durchgängig) am anderen Ufer des Wildwassers (wer zu „meinem“ Liegeplatz will, muß wegen einer dazwischen liegenden kleinen Insel zweimal durchs Wasser waten, der Grund ist steinig, an einer Stelle ca. 1 m tief).

Vom „Haupttrampelpfad“ gelangt man auch über „Nebentrampelpfade“ zur „richtigen“ Aare, die sich zum Schwimmen anbietet. Ideal ist es, wenn man bei der Autobahnbrücke wieder an Land geht, denn dann kommt man auf relativ kurzem Weg über den barfußfreundlichen Trampelpfad wieder zum Liegeplatz. Würde man weiter schwimmen, müßte man Umwege durch Städtchen Aarburg in Kauf nehmen, denn nicht überall kommt man an Land. Das Naturschutzgebiet ist eigentlich auch eine Insel zwischen der Aare und dem Wildwasser. Früher gab es anstelle des Wildwassers den wesentlich breiteren Oberwasserkanal des abgerissenen alten Kraftwerks. Bei den Umbauarbeiten blieben die Brücken der Autobahn über Aare und „Nebenarm“ unverändert. Zwischen den beiden Brücken gibt es nach wie vor von der Autobahn eine normalerweise durch Schranken verschlossene Ausfahrt, damit Unterhaltsfahrzeuge, Feuerwehr usw. auf die Insel kommen. Auch wäre es möglich, bei einer Sperrung des die Autos von der Autobahn zu leiten, dann unter der Brücke durch und dann auf die Gegenfahrbahn zu lenken. Die Aare ist übrigens an dieser Stelle die Grenze zwischen den Kantonen Aargau und Solothurn.

Nachdem ich diesen Platz kennen gelernt hatte, benutzte ich ihn auch mal zum Übernachten im Schlafsack. Nach Einbruch der Dunkelheit (die Luft war relativ frisch, das Wasser warm) wollte ich noch mal schwimmen, was sehr angenehm war (ich bin früher nur im Hellen geschwommen), jedoch der Gang zurück war unangenehm. Während das Wasser an den unbedeckten Körperteilen schnell verschwunden war, spürte ich im Bereich der durchnäßten Badehose die unangenehme Verdampfungskälte. Ich befürchtete schon Verspannungen des Rückens im Lendenbereich. Um das zu verhindern, plante ich, die Badehose nach dem Schwimmen dann, wenn die Luft kälter ist als das Wasser, auszuziehen, der Trampelpfad war doch von spießerverseuchten Gebieten nicht einsehbar, schon gar nicht im Dunkeln.

Als ich mitten in der Nacht erwachte, hatte ich das Verlangen, noch einmal zu schwimmen. Ich dachte an allfällige Verspannungen durch eine nasse Badehose bei dieser Lufttemperatur, tat aber nicht das, was ich mir vorgenommen hatte: Da ich keine Lust hatte, durch Tragen der schweren wassernassen Badehose in der Hand mir einen Tennisarm zu holen, zog ich sie zum Schwimmen gar nicht erst an, im Dunkeln sieht das doch auch keiner. Und in der Aare gibt es auch keine bissigen Hechte. Beim Schwimmen stellte ich das fest, was ich früher kaum geglaubt. Es ist wirklich angenehmer, ohne als mit Badekleidung zu schwimmen. Richtig befreiend! Und ohne nasse Hosensäume! Ab diesem Zeitpunkt begriff ich, daß sogar Leute, die auf der Straße grundsätzlich lange Hosen tragen, beim Schwimmen grundsätzlich nichts tragen. (Ich werde aber nicht zum Langhösler!). Wie unangenehm muß es sein, in knielangen oder noch längeren Badeklamotten zu schwimmen!

Als ich das nächste Mal wieder im Naturschutzgebiet war, beschloß ich, auch tagsüber beim Schwimmen „des Kaisers neue Badekleidung“ (hält lebenslänglich, engt nicht ein und wird nur von denjenigen Menschen nicht gesehen, die zur Gruppe der Spießer, Bünzlis und Füdlibürger gehören) zu tragen. Und nicht nur beim Schwimmen, sondern auch beim Lagern am Wildwasser. Auch wenn es in der Schweiz schon lange keine amtierenden Kaiser und Fürsten mehr gibt, so ist es sicher nicht schlimm, sich beim Baden wie ein Kaiser zu kleiden, auch wenn ich in meinem Beruf „nur“ ein fürstliches Salär beziehe.

Gab es eine Konfrontation „füdliblutt – Füdlibürger“? Einsehbar war mein Liegeplatz nur vom Flugzeug oder Helikopter. Und die fliegen nicht so tief, daß sie meine Kleidung erkennen können. Oder können die mir Schwierigkeiten machen, weil ich überhaupt im Naturschutzgebiet war? Ich war ja nicht im steuergünstigen Kanton Zug:
http://www.luzernerzeitung.ch/zentralsch...ee;art93,114648

Auf dem Trampelpfad begegneten mir nie Leute. Und wenn ich in der Aare schwamm, konnte man vom anderen Ufer (dort ist ein Fußweg) sicher auch nichts erkennen. Als sich einmal ein Boot der Aarburger Pontoniere befand, schwamm ich etwas „senkrechter“ als sonst. Man hat mich zwar erkannt und die „K-Frage“ (diesmal bezüglich Aarewassertemperatur) gestellt, aber keiner schöpfte Verdacht. Und das letzte passierte vor gut einer Woche: Ich war wieder aus der Aare gestiegen und wollte unter der 4radbahnbrücke über den früheren Oberwasserkanal. Unter der Brücke stand ein Polizei-4rad der Kantonspolizei Solothurn. Die Beamten standen vor dem Wagen und rauchten. Was tun? Ich entschied mich, ohne zu Zögern am Auto vorbeizugehen und so tun, als ob die Beamten Luft wären. Denn zurück konnte ich nicht, es gab keinen anderen Weg. Höchstens zur Aare und dann schwimmend weiter. Aber dann hätte ich über öffentliche Wege zurück gemußt (die Strömung ist zu stark, um gegenan zu schwimmen).

Also ging ich vorbei, drehte mich nicht um. Schade, daß ich hinten keine Augen habe, mich hätte es wirklich interessiert. Ich war mir sicher: Diese Beamten waren nicht aufgrund einer Füdlibürgermeldung wegen mir unter die Brücke gefahren, sondern sie waren wegen autobahnspezifischer Dinge unterwegs. Sie nutzten die beschrankte Abfahrt, für die sie vermutlich den Schlüssel besaßen, um hier zu wenden, ohne ihren Kanton verlassen zu müssen. Und unter der Brücke machten sie eine Raucherpause. Wenn diese Beamten von irgendwo aus dem Kanton Solothurn kommen, wußten sie vielleicht auch gar nicht, daß es sich um ein Naturschutzgebiet handelte. Haben sie überhaupt erkannt, daß ich nicht füdlibürgerkonform bebadekleidet war? Ich werde es wohl nie erfahren. Zumindest geschah überhaupt nichts (weshalb ich in diesem Beitrag auch nur wertneutrale Bezeichnungen für die Polizei verwende). Letzten Mittwoch habe ich zuletzt dort gebadet, dann schlug das Wetter um. Nächstes Jahr geht es weiter!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

PS: noch einmal langsam zum Mitschreiben:
I m G e l b e n w u r d e k e i n B e i t r a g v o n m i r g e l ö s c h t !

Siegfried Hase Offline




Beiträge: 583

08.10.2011 15:42
#2 RE: Des Kaisers neue...... - Kantönlisgeist Zitat · Antworten

Salut Michael!

Netter Beitrag - danke.

Äußerst interessant ist ja diese Zuger Sonderbewilligung!!! Dann auch noch gleich im Kanton Zug! Da drängt sich doch die Frage auf, wieviele Multimillionäre mit Wohnsitz im Zugischen Nudisten sind [wink]

So so, die Solothurner Kantonspolizei raucht also bei der Arbeit! Na, DIE beiden hättest Du doch gleich anzeigen müssen! Es ist ja fast ein Wunder, daß man als Privatperson über 18 außerhalb der Arbeitszeit auf öffentlichen Straßen im Kanton Solothurn noch rauchen darf. Die hatten ja schon immer irgendwie einen 'Ecken ab', diese Schnellschwätzer.

Gerold

Peter Pan Offline



Beiträge: 913

08.10.2011 17:38
#3 RE: Des Kaisers neue...... - Kantönlisgeist Zitat · Antworten

Hallo Michael,

Danke für deinen ausführlichen Bericht - wie immer äusserst spannend! Man meint fast mit dabei zu sein!

Das Gebiet am schönen Zugersee beim "Choller" kenne ich selber! Ja, dort werden die Naturisten schon seit fast 20 Jahren toleriert! Einzige Bedingung ist - sie bleiben dort und wandern nicht umher! Anscheinend ist man im Kanton Zug auch hier etwas toleranter als in anderen CH Kantonen!
Gruss dein Peter

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